Montag, 7. Februar 2011

Interview mit tigermuse ("Aphrodyle")



Nach dem Wettbewerb kommen die Interviews: letzte Woche Jeff Chi ("Eckbert Fieberkraut"). Nun haben wir tigermuse zu seinem Wettbewerbscomic Aphrodyle und zu seiner eigenen Comic-"Geschichte" befragt.

Zusätzlich zu den Antworten schickte tigermuse uns eine kleine jpg-Sammlung - "zum einen eine Enwicklungs-Dokumentation von Aphrodyle (mit 2002-2010) und noch ein Beispiel aus einer anderen Comic-Produktion (Captain Past Tense)."

Das erste .jpg von 2002: "Don't Despair" ist Aphrodyles erster öffentlicher Auftritt auf einem Flyer für eine Musik-Veranstaltung. Das zweite ist ist die Szene vor dem Comicshop im Titel, von 2007 aus: "Defining Art". Und das dritte, von 2010, ist ein Aphrodyle-Portrait:


Aphrodyle: 2002 "Don't Despair"; 2010 Portrait

Woher kam die Idee zu „Aphrodyle - Science Fiction“?
tigermuse: Im Prinzip stelle ich mir bei den "Thriftart"-Geschichten immer vor, wie es wäre, einen solchen Secondhand-Laden für Comics und Musik heutzutage selbst zu betreiben.
Bei "SF" dachte ich, es sei eine schöne Eröffnung für ein paar Gags, wenn Jim etwas ankauft, was zwar für beide seinen Reiz hat, aber vollkommen unverkäuflich ist.
Also habe ich Aphrodyle einen Stapel "Yps"-Hefte (ohne Gimmicks) auf die Theke gelegt. Ich selbst schätze die Jahrgänge 1977 bis 1980, denn diese habe ich in meiner eigenen Kindheit gelesen. Aber ohne Gimmicks haben die Hefte heutzutage keinen Sammlerwert.
Als Referenz wollte ich zunächst meine eigene Lieblingsserie aus der Zeit, "Hombre", verwenden, aber beim Schreiben entwickelte es sich dann in eine andere Richtung: Aphrodyle fällt bei der Lektüre auf, dass er das Science-Fiction-Genre in der Gegenwartskultur vermisst. Und um diese Linie zu wahren, musste ich dann die Space Opera aus dem "Yps"-Magazin, "Captain York", als Referenz wählen.


aus "Aphrodyle - Science Fiction"

Ich war beim Hochladen ziemlich skeptisch, ob diese Referenz überhaupt verständlich ist und, wenn ja, für wie viele Leser. Dass der Strip dann nominiert wurde, hat mich wirklich sehr gefreut.
Ich denke, es war gut, bei den Referenzen nicht allzu sehr ins Detail gehen, denn dass Aphrodyle das, was er da liest, gut findet, versteht man auch über die Handlung. Wer es kennt, freut sich wahrscheinlich, dass es überhaupt mal erwähnt wird. "Gilmore Girls" und "Star Trek" öffnen, finde ich, den etwas spezielleren Comicfan-Kosmos für die vielleicht bekanntere Situation, wenn ein Paar sich getrennt dem Vergnügen eines individualisierten Serien-Konsums hingibt.

Wann hast du mit dem Comicschreiben und Zeichnen angefangen, und wie kamst du dazu?
tigermuse: Mit Zeichnen angefangen habe ich wahrscheinlich, als ich auf der Innenseite des Covers von "Asterix und Kleopatra" damals die heiligen Krokodile zeichnete, die meiner Meinung nach auch visuell darin hätten vorkommen müssen.
Mit einem Schulfreund wollte ich dann später ein "Clever & Smart"-Comic zeichnen (dass man es auch schreiben muss, wussten wir damals nicht). Ich bin bis zu einem Cover gekommen und dem ersten Panel.
Das nächste Projekt begann ich Anfang 20 mit einem anderen Freund, wir wollten ein Marvel-Comic zeichnen mit dem unwahrscheinlichen Heldenteam Gaard, Black Bolt und Jamie Madrox. Da haben wir schon mit Skript und Entwürfen gearbeitet, aber es ist leider bis heute nichts daraus geworden.
Dann habe ich etwas anderes studiert, aber Comics, Zeichnen und Schreiben haben mich dabei immer begleitet. Gegen Ende meines Studiums, das war 2004, begann ich ernsthaft zu versuchen, Comics nach meinen Möglichkeiten umzusetzen. Damals schrieb ich viel, natürlich vor allem für meine Abschlussarbeit, aber ich skriptete auch für potentielle Film- und TV-Projekte. Als ich das endlich aufgegeben hatte, fing ich an, meine ersten Mini-Comics zu machen.

Das erste Comicheft, das du dir selbst gekauft hast, war:
tigermuse: Ich bin mir nicht wirklich sicher, es könnte "Die Biene Maja" gewesen sein, aber wahrscheinlich eher einfach ein "Micky Maus"-Heft oder ein "Yps". Der Kiosk, an dem das geschah, ist in dem Aphrodyle-Strip "Cornerstore" zu sehen.

Woran arbeitest du gerade?
tigermuse: Im Moment arbeite ich an SF-Kurzgeschichten und an Material für Aphrodyle. Ich überlege auch für Aphrodyle, der inzwischen meinen Skizzen-blog gekapert hat einen eigenen Blog zu erstellen, beziehungsweise auch einen eigenen "Thriftart"-Blog mit Rezensionen zu machen, wie jenen über den Jim in "SF" die "Yps"-Hefte verkauft. Aber vorläufig werde ich erstmal meine beiden Blogs "tigermuse Comics" und "Captain Past Tense" weiterführen.


aus "Captain Past Tense"

(und noch eine etwas zeitverzögerte Ergänzung):
tigermuse: Inzwischen habe ich ein neues Projekt zu vermelden, den ersten Teil meiner SF-Kurzgeschichte Neue Heimat: "Auf ihrer Suche nach einer neuen Heimat begeben sich einzelne Mitglieder der Crew eines Raumkreuzers immer wieder auf die Suche nach Sporen. Einer dieser Sammler wird bei seiner Expedition von einer fremden Art überrascht."

Wenn du dich für eine Wochen in eine Comicfigur verwandeln könntest, wer würdest du dann sein?
tigermuse: Hm, entweder der Brillenschlumpf oder Rahan, Letzterer aber nur vor seiner Disneyfizierung!

Danke für das Interview!
+ noch ein Link: mehr von tigermuse auf myComics (Aphrodyle, Clownschule, Cartoons, und mehr von Aphrodyle)

Nächste Woche folgt das Interview mit Stephan Probst, dessen "Kleiner Comic-Killer" den 3. Platz im Wettbewerb [gekillt] belegt hat.

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