Freitag, 20. Juli 2012

Interview mit Perrudja ("Sachswulf")



"Die epische Geschichte um Sachswulf beginnt im 7. Jahrhundert nach Christus am nördlichen Rand der Alpen. Historie und Fantasy ergeben hier eine spannende Mischung" - so beginnt das neue Projekt Sachswulfs Saga von Tomppa und Perrudja, mit dem sie im Juni-Wettbewerb den 2. Platz holten. Mit Sachswulf machen die beiden einen beachtlichen Zeitsprung: ihr vorheriger Comic "Nachts" spielt im heutigen Berlin, ein Interview mit Tomppa dazu ist hier online: Nachts - Interview. Zu Sachswulf haben wir diesmal mit Perrudja (Andreas Neuner) gesprochen: 

Woher kam die Idee zu "Sachswulf"?
Das war keine Idee, die auf einmal da war. Ich war vielmehr fasziniert von unterschiedlichen Themen, die ich zusammenbringen wollte. Ich wollte Fantasy, die in Deutschland spielt. Ich wollte Fantasy mit realer Historie vereinen und ich wollte einen Helden, der seine Zeit überlebt hat und in dem etwas Monströses schlummert.

In Sachswulfs Saga wird keine neue Fantasy-Welt erfunden, sondern es gibt einen reale Örtlichkeit, - den Nordrand der Alpen, und eine reale Zeit, - das 7. Jahrhundert nach Christus. Dieses Jahrhundert ist eines der unbekanntesten der Geschichte. Westrom ist endgültig untergegangen und das Karolinger-Reich noch nicht begründet. Nach der Völkerwanderung ist ein zerschlagenes, entvölkertes Europa übriggeblieben, das erst wieder neu besiedelt und urbar gemacht werden muss. Gleichzeitig kommt es zu einer zweiten Christianisierung des nun „deutschen Raums“ durch irische und angelsächsische Mönche.

Die Bergwelt der Alpen ist nicht nur ein tolles Landschafts-Szenario, sondern auch ein magischer Ort. In den altgermanischen Sagen wie zum Beispiel der von „Dietrich von Bern“, werden hier Wesen wie Zwerge, Elfen und Werwölfe verortet. Und das zu Recht, denn die Berge waren der Rückzugsort für diese nichtmenschlichen Völker. Hier mischt sich das Historische mit der Fantasy.



(Sachswulfs Saga, Seite 5, Klicken für vergrößerte Ansicht)

Wie läuft die Zusammenarbeit zwischen euch beiden?
In Deutschland ist es ja nicht so üblich in der Szene, dass ein Zeichner einen Texter hat; da brauche ich mir nur MyComics anzusehen. Ich finde so eine Zusammenarbeit ja ziemlich befruchtend. Vieles ist aber zwischen Tomppa und mir immer noch Neuland. Wir kennen uns ja erst seit dem Comicsalon in Erlangen 2010 und Sachswulf ist nun unser erstes größeres Projekt.`

 Ich habe Tomppa die Geschichte von Sachswulf nach unserer Zusammenarbeit bei „Nachts“ vorgeschlagen. Dazu habe ich ein Kapitel der Saga als Kurzgeschichte geschrieben. Tomppa hat es gefallen. Er hat dann Charakterstudien der Protagonisten gezeichnet. Ich habe in Museen recherchiert, um an Informations- und vor allem auch Bildmaterial über das 7. Jh. nach Christus heranzukommen. Diese Infos habe ich dann an Tomppa weitergegeben. Als nächstes haben wir uns eine Strategie überlegt, wie wir mit einem vernünftigen Aufwand einen Ausschnitt von einigen Seiten aus Sachswulfs Saga produzieren können, um damit einen Verlag zu finden.

Tomppa hat mich dann aufgefordert, eine Panelfolge mit Dialogen anzufertigen. Das habe ich getan, wobei so eine Panelfolge immer nur als Vorschlag zu sehen ist. Die letzte Entscheidung darüber trifft Tomppa als Zeichner. Zwischendrin haben wir uns einmal bei mir in Erlangen in einer Schwertkampfschule getroffen, um einen Kampf in echt nachzustellen. Tomppa hat das gefilmt und photographiert, um später wirklich anatomisch wahre Kampfszenen zu zeichnen. Und dann hat Tomppa gearbeitet und gezeichnet, und ich durfte meine Kommentare dazu abgeben, bis schließlich die vier Seiten in Tusche und vier Seiten in Bleistift fertig waren.


(Colorierte Seite aus Sachswulf, Klicken für vergrößerte Ansicht)

Mit diesen acht Seiten sind wir dann zum diesjährigen Comicsalon nach Erlangen und hatten viele Gespräche, und sind noch im Gespräch wegen einer Veröffentlichung. Tomppa hat die acht Seiten auch bei MyComics eingestellt, und ich war dann doch verwundert, dass Sachswulf für den Juni-Wettbewerb ausgewählt worden ist und sogar den 2. Platz gewonnen hat. Denn das jetzige Stadium ist ja nur eine Arbeitsprobe, das Endprodukt wird wohl noch einmal deutlich anders aussehen.

Eine Welt ohne Comics wäre … ?
… für mich deutlich langweiliger. Außerdem hat man´s schon in der Steinzeit getan, deshalb ist so eine Welt gar nicht vorstellbar

Wie sieht ein normaler Wochentag bei dir aus? Wie viel Zeit verbringst du mit schreiben?
Bei mir gibt es den normalen Wochentag nicht so richtig. Ich bin Antiquitätenhändler, Reiseleiter und Stadtführer und mache noch ein paar andere Sachen, um Geld zu verdienen. Es gibt Abschnitte im Jahr, da bin ich fast nur mit Broterwerb beschäftigt, so wie jetzt gerade. Dann schreibe ich sehr wenig und wenn, dann meistens nachts, so wie jetzt gerade, wo es auch schon beinahe 1.oo Uhr nachts ist. Dann habe ich wieder Phase, wo ich mir Wochen, manchmal sogar Monate gönnen, in denen ich fast nur schreibe. Das brauche ich vor allem, um in große Projekten/Romane richtig einzusteigen und drinnen bleiben zu können. Ich will dann Sachswulf-sein und im 7. Jahrhundert-leben und nicht unterbrochen werden, von der Jagd nach dem Euro.

Was sind Deine aktuellen Favoriten auf myComics?
Mir gefällt so etwas wie das „Hades-Syndrom“ von Michael Feldmann oder „Tank“ von Sebastian Drewniok. Aber auch etwas ganz anderes wie „The Sacred Hoop“ von Anja Uhren, meiner geheimen Favoritin des Juni-Wettbewerbs.

Danke für das Interview!

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Weitere Links + Interviews:

Tomppa und Perrudja bei myComics: Sachswulf, Nachts

Webseite Tomppa: Tomppa.de

Perrudjas Blog bei Wortwerk: Wortwerk/Andreas Neuner

Weitere Interviews
mit myComics-Wettbewerb Gewinnern gibt es hier: myComics-Interviews
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