"Der Junge Gabriel ist jeden Tag mit dem Ausführen von seltsamen, scheinbar sinnlosen Dingen beschäftigt. Doch diese seltsamen Handlungen haben einen Zweck: Sie erwecken Gabriels Superkräfte, durch die er die Menschheit vor einem Meteorideneinschlag bewahren will. Weil ihm keiner glaubt und man ihn für verrückt hält, lebt er in der geschlossenen Abteilung einer Nervenanstalt.."
In ihrer Story Entropia - Ein Comic über Ordnung und Chaos vernetzt Veronika Gruhl gekonnt und überraschend Themen aus dem Bereich Psychoanalyse mit SF-Elementen. Die Mischung kam im Mai-Wettbewerb gut an: Entropia belegte den dritten Platz im Wettbewerb.
Wie immer wollten wir mehr zu den Gewinner-Comics wissen, und haben Veronika Gruhl zu ihrer eigenen Comic-Geschichte und zu aktuellen Projekten befragt:
Woher kam die Idee zu “Entropia“?
Ich hab ein bisschen über Gewohnheiten und Verhaltensmuster nachgedacht und darüber, dass wir Menschen den ganzen Tag über genaugenommen nur seltsame Dinge tun. Was würden wohl Aliens über uns denken, wenn sie uns beobachten würden. Wahrscheinlich würden sie sich totlachen. Und trotzdem hat jeder einzelne von uns das Gefühl, seine Aufgaben und Sorgen seien das aller wichtigste und ernsteste. Das alles sehr überspitzt ergab dann die Basis der Story von Entropia, in der ja zwei Außerirdische den Jungen Gabriel beim Ausüben seiner subjektiv äußerst wichtigen Aufgaben extrem stören. Es sollte der Stoff für eine witzige Kurzgeschichte sein. Doch nach und nach ist die Geschichte dann komplexer geworden und das ganze Universum, die Mächte Gut und Böse und wichtige Missionen wurden Teil der Story.
Bei myComics ging kürzlich noch ein anderer Comic von dir online, auch dort kämpft die Hauptfigur mit ihrem Verhältnis zur Welt:„Tom Rain“ – ein Mädchen, dass "leicht neurotisch, außerdem phlegmatisch und ein bisschen suizidgefährdet ist".
Gibt es da Querverbindungen zur Entropia-Geschichte? Was interessiert dich an dem Thema Ordnung und Chaos besonders?
Auch bei den Kurzgeschichten von Tom Rain will ich den Ernst mancher Situationen in Frage stellen. Jeder kennt ja kurze Momente, in denen man an allem zweifelt. Diese Gefühle soll Tom Rain verkörpern. Für den Leser ist aber deutlich, dass Tom Rain selbst diese Gefühle provoziert. Durch lustige Pointen nehme ich wie bei Entropia die Schwere aus den tabuisierten Themen.
Das Thema Ordnung und Chaos finde ich interessant, weil wir Menschen versuchen, immer alles in Ordnung zu halten. Rasen wird gemäht, Bäume zurückgeschnitten, Falten geglättet, etc. Ich habe mir überlegt, ob Ordnung nicht das Gegenteil von Leben ist, weil Leben ja der stete Fluss von allem bedeutet und dass man nichts konservieren oder festhalten kann. Der extreme Charakter Gabriel zeigt, dass ein Leben voller Ordnung kein Leben ist, sondern das Leben verhindert. Deshalb kommt das außerirdische Rettungsteam, um ihm wieder Leben/Chaos einzuhauchen.
Veronikas Arbeitsplatz |
Bis vor kurzem war ich noch mit meiner Bachelorarbeit beschäftigt. Der Comic Entropia war übrigens Teil dieser Arbeit. Jedes Jahr werden die Abschlussarbeiten der Hochschule München für Design auf einer Ausstellung präsentiert. Deshalb bin ich zur Zeit mit den Vorbereitungen für die Präsentation meiner Arbeit beschäftigt.
Zu meinem Geburtstag hat meine Schwester mich mit einer selbstgenähten Plüschfigur von Goma Magnus in Originalgröße überrascht. Natürlich wird auch er auf der Ausstellung zu sehen sein. Ich konnte sogar zwei Freunde finden, die sich für die Ausstellung als Young und Gabriel verkleiden und dort kleine Szenen vorführen :D
Außerdem probiere ich neue Maltechniken aus und zeichne regelmäßig eine neue Kurzgeschichte der Serie Tom Rain.
Was machst du, wenn du gerade nicht Comics zeichnest oder liest?
Sehr gerne treffe oder unterhalte ich mich mit Freunden, mache Sport, oder gehe raus. Wenn ich alleine bin, schaue ich oft Serien oder lerne Sprachen.
Das erste Comicheft, das du dir selbst gekauft hast, war:
Schwer zu sagen, ich glaube das war das wöchentlich erscheinende Micky-Mouse-Magazin. Allerdings haben mich eher die frankobelgischen Comics, vor allem Spirou und Fantasio geprägt, die ich als Kind durch meine Mutter mitgekriegt habe.
Goma plüsch |
Ich mag zwar viele Comicfiguren, aber ob ich die dann sein will?... Vielleicht Nami von One Piece.
Was sind Deine aktuellen Favoriten auf myComics?
Die Kurzgeschichten von Marvin Clifford finde ich ziemlich cool. Vor allem "Besuch". Freakangels finde ich auch super, das werde ich mir wohl auch mit meinem Panini-Gutschein gönnen ;) Aber mal ehrlich, es werden so viele gute Comics hier hochgeladen, unmöglich alle aufzuzählen.
Vielen Dank für das Interview!
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Weitere Links + Interviews:
Tom Rain, Entropia
Veronika Gruhl im Web:
www.veronika-gruhl.de
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