"Wenns einem dreckig geht, dann hört man oft traurige Musik oder schaut sich wundernaufreissende Dinge an; man lässt es sich also noch dreckiger gehen. Ich finde das eigentlich okay, wenn man weiss, was man da tut. Es sich richtig schön dreckig gehen lassen eben. Danach ein bisschen süchtig werden, sich traurig zu machen und untergehen in der Traurigkeit, hence: Dieser Comic."
Das ist die Einleitung zu Schloggers Comic "Melancholie", und mit den Gedanken hat sie bei vielen einen Nerv getroffen: beim Mai-Wettbewerb von myComics erreichte "Melancholie" den 2. Platz. Ganz unmelancholisch ging es kurz darauf für Schlogger weiter: beim Comicfest in München wurde ihr für ihr Blog Schlogger.de der "Lebensfenster"-Webcomic-Preis verliehen, hence: Dieses Interview mit Schlogger, zu Melancholie und Lebensfenstern.
Woher kam die Idee zu “Melancholie“?
Während meiner letzten Trennung hab ich oft "Somebody That I Used To Know" von Gotye gehört und mich dann noch trauriger gefühlt (weil das Lied einen sehr traurigen Text darüber hat, dass jemand, den man mal geliebt hat, irgendwann nur jemand ist, den man irgendwann mal gekannt hat). In dem Lied gibt es die Zeile "You can get addicted to a certain kind of sadness" und das stimmt, wie ich finde. Die Figur in "Melancholie" fängt an über etwas Trauriges nachzudenken und wird dann danach "süchtig" und stopft alles in eine Tonne und macht sich selbst nur noch trauriger.
Das ist aber auch okay, meiner Meinung nach. Alles einmal (oder auch öfter) richtig rauslassen, dann geht es einem oft besser.
Wie war die Zeit nach „danach“? Welche Überraschungen der positiven oder negativen Art gab es?
Ich studiere ja noch, das hält mich gerade etwas davon ab, gleich das nächste große Projekt hinterher zu schieben. Was schade ist, denn ich würde gerne unendlich viele Bücher auf den deutschen markt schmeissen und sie alle für jeden Menschen signieren :)
Positiv sind immer wieder die netten Mails, die man aus dem Nichts bekommt.
Negativ, mhmm, vielleicht die allseits bekannten Bittstellermails "Zeichne mir was! Das wird eine langfristige Zusammenarbeit! Hier und da ein paar Striche, das ist doch kein Aufwand" etcetc
Du warst auch im Fernsehen – wie war das?
Ich durfte Anfang dieses Jahres bei in.puncto über Webcomics reden, das war sehr interessant! Ich kannte die Studios schon, weil ich mal ein halbes Jahr beim SWR gearbeitet habe, aber aus Studiogast-Sicht ist das natürlich alles noch mal viel besser!
Mitschnitt der Sendung, klicken zum Abspielen |
Woran arbeitest du gerade?
Durch "danach" kam zu meiner Webcomicwelt noch die "Buch"-Welt dazu, das sind zwei Welten in denen ich beiden auf einmal gerne Fuß fassen möchte - garnicht so leicht! Das heisst ich arbeite momentan wie immer an meinen Webcomics (den Gehirnfürzen) , aber konzentriere mich bald auch mehr auf meine Masterarbeit, die wieder etwas Längeres wie "danach" wird.
Und bis dahin muss ich ja noch studierenstudierenstudieren. Und irgendwie Geld verdienen.
Vor 2 Wochen hast du beim Comicfestival München für deine Arbeit in der die Webcomicwelt den Lebensfensterpreis für dein Blog "Schlogger.de" verliehen bekommen. Herzlichen Glückwunsch!
Foto von der Preisverleihung, mehr zum Comicfestival München und den verliehenen Preisen |
Seit wann gibt es dein Webcomic-Blog, und welche Seiten davon werden am häufigsten besucht?
Meinen Blog gibt es seit August 2011, also bald zwei Jahre. Ich hab den Blog gegründet, nachdem ich mit "danach" fertig war und aber unbedingt weiter zeichnen wollte.
Am häufigsten werden natürlich die Gehirnfürze gelesen, oder meinst Du welcher davon im speziellen? Öh ich frage mal meine Statistiken ... also: Am häufigsten wird der Gehirnfurz #073 "Ein schönes Wochenende all over the map" gelesen, weil sehr viele Leute anscheinend "Schönes Wochenende" googlen :) Der meistaufgerufenste Comic ist tatsächlich Comic-Collab #14 "Ekel".
Schlogger.de: Gehirnfurz #40: Equilibrium |
....und welche Seite ist deine persönliche Lieblingsseite?
Welchen Comic ich bei mir am liebsten mag? Das ändert sich je nach Stimmung. Aber generell mag ich die am liebsten, in denen ich meine Gefühle und Gedanken mit guten Bildern umsetzen konnte, zum Beispiel Gehirnfurz 40 "Equilibrium", 53 "Ungeduld", 93 "Scumbag Gehirn" oder 122 "The Art Of Procrastination".
Nochmal zu den 2 Welten - bevor du in München warst, hast du auch am Dresdner Comicfestival teilgenommen. Wie ist es, von der Welt der Webcomics zur Welt der Comicfestivals zu wechseln, und ander Zeichner direkt zu treffen - und selbst auf einer Bühne zu stehen?
Ich bin sicher, dass es meinen Webcomickollegen da allen ähnlich geht: Die Festivals sind wie ein Familientreffen, wo man endlich mal wieder, die sonst so weit entfernten Cousins und Cousinen sieht. Man hat ja so auch ständig Kontakt, aber sich dann in Echt zu sehen ist immer wieder schön und daher sind Festivals auch so etwas Tolles. (dasselbe gilt übrigens für Fans, die man sonst nur digital kennt)
Selbst auf der Bühne zu stehen ist dazu das Sahnehäubchen! Die Lesung von "danach" und "Punch Drunk" in Dresden z.B. hat unheimlich viel Spaß gemacht. Wie ich oben schon mal gesagt habe: Es ist einfach das Beste, über etwas zu reden das man liebt. Und dann noch mit Menschen, denen es genauso geht!
Von der Lesung in Dresden gibt es auch einen Videoclip, der sich lohnt! Mehr dazu im Lachwitz-Blog, und hier direkt der Clip:
Was sind Deine aktuellen Favoriten auf myComics?
Ich finde Glatz&Katz ziemlich gut, da mag ich "Infektion" wirklich sehr gerne. Und die Comics, die bei unserem (= Webcomicmenschen) 24h-Comic-Tag in Leipzig entstanden sind, sind auch toll, z.B. "The Floor Is Lava" von Hillerkiller.
Ach, wenn Schleichwerbung erlaubt ist: Die Leseprobe aus JAZAM Vol. 8 ist auch schön, weil sie einen kleine Querschnitt der verschiedenen Künstler zeigt.
Vielen Dank für das Interview!
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Weitere Links + Interviews:
Comic-Collabs, Danach, Japan 2012, Danach...
Schlogger im Web:
www.schlogger.de
Weitere Interviews mit myComics-Wettbewerb Gewinnern
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