Ein schlechtes Gewissen kann auch gute Seiten haben: Beim Mai-Wettbewerb erreichten Sebastian de Andrade + Elbe-Billy mit ihrem abgeschlossenen Comic "Das schlechte Gewissen" einen der Gewinnerplätze des Mai-Wettbewerbs. Wir haben sie zum Comic und ihren aktuellen Favoriten befragt.Woher kam die Idee zu „Das schlechte Gewissen?Elbe-Billy: Die Idee stammt von Bastel. Er hat die Story extra für mich geschrieben, was mir natürlich sehr geschmeichelt hat. Sie spielt in den 50er Jahren, was für die Geschichte zwar unwichtig ist, mir dafür aber umso mehr gefällt. So konnte ich das tolle, alte, amerikanische Polizeiauto (Plymouth Savoy aus den End-50ern) unterbringen.
Sebastian: Die Idee hatte ich mit 13 Jahren. Da war ich total auf einem Supermantrip und wollte unbedingt eine Superman Geschichte schreiben. Der Storyablauf war folgender: Irgend ein Gangster wird verfolgt und in die Ecke getrieben, bis er jämmerlich verreckt. Am Ende stellt sich heraus, dass Superman ihn durch eine innere Stimme in das Verderben getrieben hat. Dass die Story eigentlich überhaupt nicht zu Superman passt, wurde mir Gott sei Dank schnell klar, deshalb habe ich ein Jahr später die Horrorstory "Das schlechte Gewissen" gezeichnet. (Zur Hälfte ist sie fertig!). Wie so oft, habe ich das Teil nicht fertig bekommen und irgendwelche anderen Comics gemacht. Als ich später Elbe Billy kennen lernte und er mich nach einer Geschichte gefragt hat, hab ich ihm diesen alten Schinken neu geschrieben. Er ist der perfekte Zeichner für die Story!
Wie lief die Zusammenarbeit zwischen euch?Sebastian: Story schreiben, übersenden, telefonieren. Ich war ganz überrascht, dass Elbe-Billy sie wirklich gezeichnet hat. Besonders hat mir das Panel mit dem Hauptcharakter, der gerade den Zuschauer anvisiert und auf ihn schießt, sehr gut gefallen.
Elbe-Billy: Bastel schickte mir die Geschichte und ich habe sie - meiner Erinnerung nach ziemlich flott - gezeichnet. Danach habe ich ihm die Zeichnungen per E-Mail zugeschickt, da wir ja sehr weit entfernt voneinander wohnen (ich im Norden und er im Süden Deutschlands).
Sebastian: Die Wohnorte sind tatsächlich das Hauptproblem bei kooperativen Arbeiten. Das ist das größte Problem bei Undergroundcomix.de. Der eine kommt aus Köln, der andere ist ein Berliner, und Elbe Billy ist halt ein Norddeutscher.
Meine Wenigkeit ist badischer Natur, und das einzige Treffen, das wir hatten, war in Erlangen. Ich wäre froh, wenn wir uns öfters treffen könnten, dann würden wir bestimmt (noch) mehr Comics produzieren.
Arbeitet ihr an anderen gemeinsamen Projekten?Elbe-Billy: Bei
undergroundcomix.de ist ein „Piraten (Seemannsgarn)“ Band in Planung.
Jeder Interessierte kann dort als Zeichner oder Autor mitwirken, wenn er sich registriert und zum Backstagebereich zugelassen wird. In diesem Backstagebereich werden verschiedene Geschichten vorgestellt und besprochen. Sollte Bastel für dieses Projekt auch die eine oder andere Geschichte als Autor beisteuern, könnte es durchaus wieder zu einer Zusammenarbeit kommen.
Sebastian: Ja, wir werden vielleicht in unserem "Piraten-Comic-Wälzer" (ähnlich wie das "Weihnachtshorror Comic", nur halt mit Piraten) zusammenarbeiten. Mal sehen. Und mein Vater - den man bei mycomics als
Michilinki kennt - hat gerade eine Geschichte für Elbe Billy geschrieben. Ihr dürft gespannt sein.
Was sind eure Favoriten auf myComics?Sebastian: Mein Favorit zurzeit ist das neuste Werk von Elbe Billy: "
Coopers Coup". Interessant finde ich noch "
Rodriguez und Dip" von Lutz Mathesdorf. Das überzeugt mich, obwohl ich kein Funny-Freund bin.
Helen Aerni´s "
Fragmente: Rotkäppchen" hat es mir auch sehr angetan. Sie ist eine hervorragende Zeichnerin. Ein weiteres Horrormeisterwerk ist noch "
der Nachzehrer" von Dirk M. Jürgens, von Matthias Kempke geschrieben und von Sebastian Kempke in Szene gesetzt. Neuerdings hat mich der Comic "
Fahrradmod" von Tobi Dahmen überzeugt. Ich wusste bisher nur wenig über die Subkultur der Mods und deshalb fand ich es sehr interessant zu lesen.
Elbe-Billy: Spannend finde ich den diesjährigen
Sondermann Wettbewerb. Zum Einen, weil zwei undergroundcomix.de-Kollegen mit ihren Beiträgen daran teilnehmen (Sebastian Kempke mit „
Der Nachzehrer“ und Zatina Kessl mit „
Mutatio“) und zum Anderen, weil die Teilnehmer dieses Jahr insgesamt einen vielversprechenden bunten Mix aus allen Comicgenres vorgelegt haben.
Mein persönlicher Favorit für diese Auszeichnung ist „
Mimo und Tim“. Außerdem ist mir die vom Panini Verlag vorgestellte Serie „
Preacher“ noch sehr gut im Gedächtnis geblieben. Eine wirklich gute, empfehlenswerte Serie!!!
Danke für das Interview!******
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