Dienstag, 7. Mai 2013

Interview mit Marvin Clifford ("Schisslaweng")



Es war der Comic mit dem längsten und kryptischsten Titel im Kurzcomicwettbewerb: "Schisslaweng Comic Collab: Alltag "Besuch" - und er kam aufs Siegertreppchen. Philosophisch gesehen könnte man sagen: der Alltag siegt (fast). Und die Erklärung zum Titel gibt es direkt in der Comicinfo:
“Schisslaweng” [berlinerisch; ugs.] - Tut man etwas mit „einem Schisslaweng“, so geschieht dies mit Schwung, Leichtigkeit, Unbeschwertheit. Beispielsweise kann ein schnellgezogener Strich unter einer Unterschrift als Schisslaweng bezeichnet werden. Diese Comics hinterleuchten den turbulenten (oder auch nicht turbulenten) Alltag eines Comiczeichners. Niemand weniger als ich, Marvin Clifford. Die alltäglichen Probleme, kleinen Erfolge, Fantasien und Pseudo-Philosophischen Ergüsse sollen hier Platz haben." 
Auch die Verknüpfung mit der Comic Collab erklärt sich hier: "Jede Woche Mittwoch gibt es eine neue Folge “Schisslaweng” und am jeden 15. des Monats ein neuer Bonus-Schisslaweng zu Schloggers Comic Collab." Und diese Collab hatte im März das Thema: Alltag.

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Und selbst wenn der Alltag beim Wettbewerb nicht auf Platz 1 landen konnte, gibt es gute Nachrichten für ihn: in der Statistik der meistgelesenen User-Comics der letzten 3 Monate steht Cliffords Alltag an der Spitze:


Wie immer wollten wir mehr zu den Gewinner-Stories wissen, und haben Marvin Clifford zu seiner Comicserie, aktuellen Projekten und zum Alltag eines Comiczeichners interviewt: 


Woher kam die Idee zur Story „Besuch“ und der personifizierten Person des Alltags?

Ich denke diese Idee schwang schon einige Zeit im Äther meines Kopfes umher und kam immer dann in Erscheinung, wenn man sich selbst fragte wie selten blöd doch einige Situationen auftreten und sich häufen können. Und da fast jeder, außer der Betroffene selbst, gerne Streiche beobachtet, fand ich den Gedanken witzig, ein kleines Geschöpf zu zeigen, welches früh morgens seinen Arbeitsplatz erreicht und routiniert den Schlamassel vorbereitet. Sicherlich bin ich selbst mein eigenes Demotivations-Monster, aber da bin ich wahrscheinlich zu stolz mir selbst Fehler einzugestehen. Also erfinde ich mir einfach einen kleinen Sündenbock auf dem man seine Demotivation schieben kann. Ein Privileg eines Geschichtenerzählers.




In der Info zu deiner Serie „Schisslaweng“ schreibst du, dass du mit diesen Comics deinen eigenen Alltag hinterleuchtest – was waren bisher die Höhepunkte (und auch Tiefpunkte) beim Zeichnen, und bei den Reaktionen auf die Serie?

Höhepunkte sind immer, wenn Leser meine Gedanken auffangen, weil sie das ja "nur all zu gut kennen" und sagen, dass sie beim Lesen Spaß gehabt haben. Das war auch mit eine Grundidee hinter "Schisslaweng" , nicht soviel Tiefsinn, sondern ganz locker, eben mit einem "Schisslaweng" zu unterhalten. So ziemlich jeder Gedanke, den man gerade hat und den das Leben so bietet, hat in dieser Serie Platz und muss sich nicht irgendwelchen Limitierungen, bedingt durch etwa ein bestimmtes Genre, unterordnen. Tiefpunkte hatte ich bislang noch nicht … oder ich verdränge die einfach nur gern.

Woran arbeitest du gerade?

Beruflich mache ich viele Illustrationsjobs (u.a. das MAD Magazin Deutschland), oft im Browsergame-Bereich, und unterrichte (Comic/Cartoon/Storyboard) an einer berliner Kunstakademie und manchmal auch an einer Jugendbildungsstätte.

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Nebenher arbeite ich natürlich auch daran, nach der, in der Gamer-Szene recht erfolgreichen, Webcomicserie "Shakes & Fidget", dessen Arbeit mein Partner und ich letztes Jahr eingestellt haben, bekannter in der Comicszene zu werden und vielleicht es auch mal zu einem Comicbuch zu bringen. Vielleicht direkt ein "Schisslaweng"-Sammelband, das würde mir gefallen. 



Was machst du, wenn du gerade nicht Comics zeichnest oder liest?

Ich treffe mich gerne mit meinen besten Freunden, verbringe Zeit mit meiner Freundin, schaue gerne Filme oder spannende Serien oder ich greife zur Gitarre und klimper ein wenig vor mir hin. 


Das erste Comicheft, das du dir selbst gekauft hast, war:

Hm… Das muss sicherlich ein Batman-Comicheft gewesen sein. Davor hatte ich schon einige Tim und Struppig, Garfield, Batman und He-man Comics, aber die waren größtenteils nicht selbst gekauft, sondern von meinen Eltern gesponsert worden. 


Wenn du dich für eine Woche in eine Comicfigur verwandeln könntest, wer würdest du dann sein?

Mannometer, ihr könnt Fragen stellen … die EINE Comicfigur gäbe es da nicht wirklich. Ein Tag, zumindest die Fähigkeiten, von Spider-Man haben, wär schon cool. Oder die Teleportations-Fähigkeit von Nightcrawler. Das würde einiges einfacher machen… ich denke alle Fähigkeiten von Superman, das wär mir persönlich zu auffällig. Ein Tag "Flash" würde mir auch gefallen.

Was sind Deine aktuellen Favoriten auf myComics?

Zugegeben, ich bin noch nicht so lange bei mycomics, deswegen beschränkt sich meine Favoriten-Liste noch auf meine üblichen Verdächtigen, die für mich All-Time-auch-lange-vor-mycomics-Classics-Favoriten waren. Zu nennen wären da die Sachen von Ralph Ruthe, Sara Burrini oder dem wundervollen Flix. Aber, wie schon gesagt, steht diese Favoriten-Liste noch vollkommen am Anfang und es fehlen sicherlich noch Tonnen an toller Comics, die ich noch nicht entdeckt habe.

Vielen Dank fürs Interview!


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Weitere Links + Interviews:

Marvin Clifford: Schisslaweng + Horst Evers

Marvin Clifford im Web: Webseite + Facebook

Weitere Interviews mit myComics-Wettbewerb Gewinnern gibt es hier: myComics-Interviews

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