Montag, 17. Oktober 2016

„Hinter Türen“: Eine Graphic Novel erzählt von Gewalt gegen Frauen



Das erste Kapitel der Graphic Novel „Hinter Türen“ ist jetzt onlineDarin lenken die mehrfach preisgekrönte Comiczeichnerin Isabel Kreitz und der Illustrator Stefan Dinter den Blick auf eine unbequeme Wahrheit: Gewalt gegen Frauen findet mitten in der Gesellschaft statt, aber viel zu oft wird geschwiegen und weggesehen. 

Die Graphic Novel wurde in Zusammenarbeit mit dem Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ entwickelt, das beim Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben angesiedelt ist. Auf der Internetseite www.hinter-tueren.de erschien letzte Woche das erste Kapitel, bis Mitte November folgen drei weitere Episoden.

In „Hinter Türen“ erzählen Isabel Kreitz und Stefan Dinter die Geschichte zweier ganz unterschiedlicher Frauen: Die hochmotivierte Volontärin einer Lokalzeitung, Anna Wegener, entdeckt während der Arbeit einen Brief, in dem die 64-jährige Inge Berger von Gewalterfahrungen in ihrer Ehe berichtet. Anna Wegener will der Sache nachgehen, doch Inge Berger ist zwischenzeitlich verstorben – unter ungeklärten Umständen. Ungeachtet der Anzüglichkeiten ihres Chefs und der Widerstände aus der Redaktion stellt die Journalistin Nachforschungen an, um mehr über den Tod der Frau herauszufinden. Dabei stößt sie auf eine Mauer des Schweigens und des Nicht-sehen-Wollens.

"Die Schicksale der Protagonistinnen stehen stellvertretend für die vielen Frauen, die beim Hilfetelefon anrufen, wenn sie Gewalt erlebt haben. Hier finden sie bundesweit Unterstützung“, sagt Helga Roesgen, die Präsidentin des Bundesamtes für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben.
„Wir hoffen, dass die Graphic Novel von Isabel Kreitz und Stefan Dinter Frauen den Mut gibt, sich bei Gewalt Hilfe zu suchen, und auch dazu beiträgt, das Thema weiter zu enttabuisieren.“ 
Denn obwohl jede dritte Frau in Deutschland von Gewalt betroffen ist, erfährt das Thema nur selten die nötige öffentliche Aufmerksamkeit – vielfach wird Gewalt toleriert, ignoriert oder schlichtweg bagatellisiert. „Die Fälle der Graphic Novel sind fiktiv. Aber die Gewalt gegen Frauen in unserer Gesellschaft ist es nicht“, sagt die Leiterin des Hilfetelefons Petra Söchting.

Mit ihrer Graphic Novel weisen Isabel Kreitz und Stefan Dinter genau darauf hin. Dabei verzichten sie auf einfache Antworten ebenso wie auf explizite Gewaltdarstellungen. Stattdessen ermutigen sie die Leserinnen und Leser, bei Gewalt nicht die Augen zu verschließen: „Ich wünsche mir, dass alle Menschen lernen, beim Thema Gewalt gegen Frauen genau hinzuschauen und zu interpretieren, was sie wahrnehmen“, so Isabel Kreitz.


Isabel Kreitz gehört zu den besten Comiczeichnerinnen Deutschlands. Ihre Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem renommierten Max-und-Moritz-Preis. Für Andreas Platthaus von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ist sie der „stille Star des deutschen Comics“. Isabel Kreitz lebt und arbeitet in Hamburg.

Stefan Dinter ist zweifacher Gewinner des ICOM-Independent-Comic-Preises. Er arbeitet seit 1995 als freier Illustrator und Comiczeichner für Zeitungen, Schulbuchverlage und Filmproduktionen. Stefan Dinter ist Gastdozent für sequenzielle Illustration an der Merz-Akademie und lebt in Stuttgart.

Das bundesweite Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ ist rund um die Uhr und an 365 Tagen im Jahr unter der Telefonnummer 08000 116 016 und online unter www.hilfetelefon.de über einen Termin- und Sofort-Chat sowie per E-Mail erreichbar. Rund 60 qualifizierte Beraterinnen informieren und beraten gewaltbetroffene Frauen und ihre Angehörigen, Freundinnen und Freunde, Bekannte und Fachkräfte: kostenlos, anonym, in 15 Fremdsprachen sowie in Deutscher Gebärdensprache und Leichter Sprache.

Im Zeitraum von 2013 bis 2015 verzeichnete das Hilfetelefon rund 72.000 Beratungskontakte.

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