Dieses Jahr stand der Oktober für viele ComickünstlerInnen wieder unter dem Stern der Zeichen-Challenge Inktober! Um die Ausdauer und das Engagement der ZeichnerInnen zu würdigen, die den Oktober mit jedem Tag aufs Neue in ihrem eigenen Stil überraschend und kunstvoll mit Bildern bereichert haben, starten wir eine Interview-Serie zu den Inktober-Beiträgen bei myComics.
Leger Legende hat bereits in 2018 an Inktober teilgenommen, sein Beitrag in 2019 hat den Titel: Inktober 2019: "Keine Sonne". Wir waren neugierig, wie es es ihm in diesem Jahr ging, welche Tipps er für andere hat, und woran er gerade arbeitet. Das Interview mit ihm gibt es nach ein paar weiteren Infos zu Inktober und der Interviewserie.
Als zweites Interview ist online: Simon Motz mit seinem Beitrag "Deutschland deine Baumarten"
Inktober-Galerie und Einladung zur Interviewserie
Bevor wir mit dem Interview beginnen, noch 2 Infos:
Es gibt bei myComics eine eigene Inktober-Galerie, für die bisher hochgeladenen Inktober-Beiträgen von 2017 und natürlich für alle zukünftigen Beiträge. Wer bei Inktober mitgemacht hat ist eingeladen, die Inktober-Sketche auch bei myComics hochzuladen.
Entstanden ist die Galerie während und nach dem Inktober-Challenge in 2017 und 2018. Sie ist ein guter Ort, wenn man auf der Such nach Sketch-Inspiration ist, oder sehen möchte wie andere den Challenge angegangen sind und ihn umgesetzt haben. Mehr zu Inktober gibt es direkt hier im Blog: Inktober 2019: 31 Tage, 31 Zeichnungen: Themenliste, Inktober-Galerie und Tipps
Wer Interesse hat, auch an der Interviewserie teilzunehmen, kann gerne seine gesammelten Inktober-Beiträge bei myComics hochladen und uns eine Info schicken, einfach an kontakt@mycomics.de.
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Inktober-Interview mit Leger Legende "Keine Sonne"
Link zum Beitrag bei myComics: "Keine Sonne"
Ich hatte 2018 zum ersten Mal bei Inktober mitgemacht und
wußte nicht, wie ich am cleversten vorgehe. Deshalb hatte ich 2018 das
Clever-Sein beiseite geschoben, mich an die Inktober Official Prompt List
gehalten und einfach losgezeichnet - meist jeden Abend einen Strip.
2019 wollte ich es mit dieser positiven Erfahrung ebenso
tun.
Aber es fiel mir an einigen Tagen viel schwerer. Weil es
ein Jahr später für mich doch nicht genau die gleiche Weise war.
Ich hatte mir 2019 schon Ende September für einen ersten
Eindruck alle Begriffe der 2019er Liste angeschaut. Ich hatte schon ein paar
Brainstorm-Ideen und hielt sie sicherheitshalber fest. In Gedanken baute ich
sogar darauf auf und fühlte mich mit der Vorarbeit sicherer.
Am 1. Oktober bekam ich spontan von meinem
Lieblingsmensch erzählt, dass er traurig sei. Ich schmiss alle Vorbereitungen
über Board und zeichnete für den ersten Strip frisch eine traurige Comicfigur,
die ansonsten für Heiterkeit steht.
Damit kannte ich die weiteren Comicstrips leider wieder
nicht. So probierte ich sie zusammen mit meinen lebendigen Comicfigürchen jeden
Abend auf's neue auf dem Papier aus, bis sich etwas ergab, dass entweder für
die knappe Zeit als Ergebnis ausreichen musste oder sogar Zufriedenheit
auslöste (wenn sich z.B. ein Lächeln auf den Gesichtern der Comicfigürchen
ergab).
Ich war einige Tage erkrankt und hatte danach 4 Strips
aufzuholen. Eine Zeit lang befürchtete ich, nicht mehr hinterher zu kommen. Das
kannte ich vom Vorjahr nicht. Aber ich habe es letztendlich geschafft.
Jetzt bin ich arg müde, da schon Zeit drauf ging, die ich
dem Schlaf entlieh.
Was war für dich wichtig, und wie hast du dein tägliches Motiv gefunden?
2018 hatte ich jeden Abend zwei verschiedene Strips
gezeichnet und täglich je einen auf mycomics.de (LL-Inktober 2018) und einen auf einer anderen
Website hochgeladen. Mal hatte ich mit dem mycomics.de-Strip begonnen, mal mit
dem anderen. Mal schien mir der eine besser gelungen mal der andere. So konnte
ich die täglichen Themen variieren. Variation bringt Vielfalt, das hilft bei
Ideenfindung. So fand ich jeden Abend Ideen - einfach mit dem einen Strip
schonmal begonnen, während sich die Idee zum zweiten Strip bildet.
2019 war ich mir sicher, dass es leichter sein müsste und
damit schneller gehen sollte, wenn ich jeden Abend nur einen Strip fertig zu
stellen habe.
So war es leider nicht. Es fehlte jeden Abend der
Geschwisterstrip, der zur gegenseitigen Belebung führte.
Ich mußte mich jeden Abend auf nur einen Folgestrip
konzentrieren, bis ich das passende Motiv gefunden hatte.
Ich spürte wie armseelig Fokussieren ist - im Vergleich
zum Nutzen von diversen offenen Variationen. Es fehlt die Vielfalt, aus der
viele neue Möglichkeiten entstehen können.
Fokussieren hilft manchmal ein Ziel zu erreichen. Nicht
fokussieren hilft manchmal, viele Ziele vor sich auftauchen zu lassen, die
nicht unbedingt schwieriger zu erreichen sind.
Ich hatte drei, vier Rahmen angedacht, in denen sich der
Strip bewegen könnte. Herz des Strips war letztendlich das Herz des Strips.
Ich hatte ein paar meiner Comicfiguren ausgewählt, die
für das Abenteuer im Strip verweilen mochten. Diese Figürchen wuselten umher.
Ich gab lediglich durch Anstupsen mit dem Zeichenstift den Impuls zum Agieren
und Reagieren. Manchmal ergab das einen schrägen Strich, meisten ergab es eine
schöne Linie.
Die Sonne war verschwunden und wurde zum Happy End von
den Comicfigürchen zum Glück wieder gefunden. Ohne diese Comicfigürchen hätte
ich die Geschichte nicht erzählen können.
Und ohne sie wüßte ich auch nicht, was mit der Sonne
passiert war.
Merke: Ein Comic sollte nicht ohne Comicfiguren sein. Ein
Zeichner sollte nicht ohne Zeichenstift sein.
Welche Tipps hast du für andere, die nächstes Jahr bei Inktober oder bei einem anderen täglichen Zeichenchallenge teilnehmen möchten?
Habt Comicfiguren und Zeichenstifte.
Und dann legt los und schaut was passiert und baut darauf
auf - ohne Wertung. Wenn ihr befürchtet, dass sie nicht gut sind, ist es genau
richtig. Gute Figuren ergeben selten guten Geschichten. Geschichten passieren
beim Erleben. Lass die Figuren etwas erleben. Lasst sie zum Beispiel durch die
Begriffe der Inktober Prompt List spazieren.
Wenn ihr etwas fehlerhaft zeichnet, oh, dann ist den
Figuren optisch etwas unvorteilhaftes passiert, die armen. So ist oft das Leben
von Comicfiguren. So beginnt das Abenteuer.
Lasst auch doofe Comicfiguren mitspielen, grenzt sie
nicht aus. Vielleicht machen sie doofe Sachen. Das wird lustig.
Nehmt Unperfektheit nicht schwer. Das ist die gemeinsame
Eigenschaft von Lebewesen. So werden Comicfiguren lebendig!
Lasst es die Comicfiguren leicht nehmen und gucken was
passiert. Wenn es läuft, lauft mit.
Werdet Beobachter eurer Comicfiguren und haltet mit ihnen
Schritt - dann habt ihr einen täglichen Comicstrip.
Nicht schwer nehmen.
Es fühlt sich während der Zeichenarbeit schwer an? Und im
Nachhinein ist das alles leicht erzählt?
Dann begebt euch zum Nachhinein, indem ihr fleissig
zeichnet! Je mehr ihr zeichnet, desto mehr bewegt ihr euch zum Nachhinein. Und
im Nachhinein war alles leicht! So einfach ist das. ;)
Woran arbeitest du gerade? Wo findet man mehr von dir?
Meine zwei Comicfiguren Frosch und Sonnenstrahl tragen
Namen, die abgekürzt SQ und SO ergeben. Wenn sich der Frosch SQ streckt macht er eine gute Figur
und ist größer als manch andere Comicfigur. Man hat ihn so schon quicklebendig
als the_great_sq angetroffen, vor allem bei Instagram: https://www.instagram.com/the_great_sq/
Und in den Weiten des weißen Herzens liegt derzeit unter
whiteatheart.com brach, was darauf wartet von mir zum Leben erweckt zu werden
Wem meine Worte nicht zu verdreht waren, der kann
Gleichgesinnte und mich gerne hier zum Thema Comic hören: https://comic-community.net/Vielen Dank für das Interview!
Weitere myComics-Interviews und Links gibt es hier: myComics Interviews + Wettbewerbe
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