Mittwoch, 3. April 2013

Interview mit Frank Tönsing ("mondkind")



Bekannt ist Frank Tönsing bei myComics vor allem durch seine Science-Fiction Serie "Persönliches Computerlogbuch, Technikerin Sie" bei der die Technikerin "Sie" in geheimer Mission auf einen unbekannten Planeten geschickt wird, dort in Gefangenschaft gerät und als Köder bei der Jagd nach einem Untier herhalten muss.

Und auch bei seiner zweiten Serie bei myComics, "Kurzer Besuch" dreht sich die Story um eine Raumschiffcrew, die von ihrem Bordcomputer mitten im Raum aufgeweckt wird, sich mit Landegebühren herumschlagen darf, und dann glücklicherweise angegriffen wird, bevor sich die Crewmitglieder in die Haare kriegen...
"Kurzer Besuch"
Mit seiner neuen Story "mondkind" nimmt Frank Tönsing sowohl inhaltlich als auch bei der Gestaltung neue Wege: die ersten Szenen von mondkind spielen auf einer normalen Landstraße, und die Story wirkt schon rein optisch mehrschichtig und tiefgründig. Das kam im Wettbewerb ziemlich gut an: der Beitrag, der mit einer Autopanne beginnt, fuhr im  März-Wettbewerb ganz ohne ins Schlingern zu kommen auf den zweiten Platz.

Bereits in der Comicinfo gibt es einige interessante Infos zur Story und der Gestaltung von mondkind: "Ich habe mal einen neuen Stil versucht, den ich bisher nur in freien Arbeiten genutzt habe. Übermalt und mit kalligrafischen Elementen. Die Story steht bisher nur in Fragmenten. Es steuert auf eine Art Werwolf-Retro-Sciencefiction-Auswanderer-Agenten-Sache zu... Mal sehen, was draus wird."

Wie immer wollten wir mehr zu den Gewinner-Comics wissen, und haben Frank Tönsing zu der Geschichte hinter den gezeichneten Geschichten und zu seinen aktuellen Projekten befragt:

Woher kam die Idee zu „mondkind“?

Ich wollte schon lange etwas mit Werwölfen machen, hatte aber keinen richtigen Einstieg und auch keine Idee für eine Story. Beim Durchblättern eines alten Skizzenbuches fand ich dann eine Hotelsequenz, die ich mal für "Sie" skizziert aber nicht benutzt hatte und da mir kam die Idee zum ersten Kapitel "mondkind".

In der Info zu „mondkind“ schreibst du : "Ich habe mal einen neuen Stil versucht, den ich bisher nur in freien Arbeiten genutzt habe." - In welche Richtung gehen diese freien Arbeiten? 

Die "freien Arbeiten" sind Acrylbilder, die ich in den letzten Jahren gemalt habe. Käfer, Fliegen, getrocknete Kröten und ähnliche Motive in Verbindung mit kalligrafischen Elementen..

Freie Arbeit: "Libellenlarven"
Nach dem schwarz-weißen "Kurzer Besuch" wollte ich mal wieder etwas Buntes machen und entschied mich, für "mondkind" diesen eher uncomichaften Malstil zu probieren. Mir gefällt das Ergebnis gut. In den Hintergrundtexten kann ich einiges aufschreiben, was mir beim Skizzieren an Storyelementen durch den Kopf geht. Man kann es zwar nur noch sehr bedingt lesen, aber es ist ja auch vor allem als dekoratives Element gedacht.

Sind diese freien Arbeiten auch online, und inwieweit beeinflussen sich deine Arbeitsgebiete – die Comics und die freien Arbeiten – gegenseitig?

Die Bilder sind leider noch nicht online. Die meisten hängen derzeit in einer Dauerausstellung in einer Anwaltskanzlei. Ich wollte schon ewig mal da vorbei und Fotos machen, aber beim Wollen ist es bisher geblieben. Hinzu kommt, dass ich meine Website schon seit längerem sträflich vernachlässigt habe, was aber vor allem daran liegt, dass sich letzten Sommer mein Rechner verabschiedet hat. Neuer Rechner, neues Betriebssystem, altes Programm läuft nicht mehr… Und bisher hatte ich nicht die Muße, mir in einem unbekannten Programm eine komplett neue Seite zu basteln. Blöd, vor allem, weil ich so viele neue Inhalte hätte.

Und dann natürlich noch die wichtige Frage: gibt es schon mehr von der „mondkind“-Story?

Das 2. Kapitel ist fertig gezeichnet und muss "nur" noch getextet werden. Ich werde es im Laufe der Osterferien hochladen. Kapitel 3 ist schon anskizziert und der weitere Handlungsrahmen steht auch (wenn sich nicht noch alles wieder ändert…).

Woran arbeitest du gerade?

Neben der "mondkind"-Story mache ich Illustrationen zu einem Kinderbuch. Eine Ritter- und Drachengeschichte. Weil die Autorin aber selber noch dabei ist, die Texte zu überarbeiten, ist das ein längerfristiges Projekt, das Zeit für weitere Arbeiten lässt.



So suche ich gerade einen Verlag für mein Kinderbuch "Hilfe für die Hexe". (Bis ich einen Verleger gefunden habe, kann man es bei epubli kaufen: Hilfe für die Hexe

Nebenher bereite mich seelisch auf Illustrationen für ein Sachbuch über Demokratie vor, das in der Reihe "Schlau und Genau" im Raudieschenverlag (www.raudieschen-verlag.de) erscheinen soll. Auch das erste Buch der Reihe mit dem Thema Windkraft, habe ich illustriert. 



Hilfe für die Hexe

Wann hast du mit dem Comiczeichnen angefangen, und wie kamst du dazu?

Das war noch im letzten Jahrtausend, schätzungsweise mit 17 oder so. Wir saßen im Oberstufenraum und ich kritzelte ein wenig nebenher. Einen Typen und eine springende Schildkröte. Da wurde dann, soweit ich mich erinnere, die erste richtige Story draus. Es folgten verschiedene Spontanwerke mit Freunden, während wir im Café die Zeit vertrieben oder an der Autobahnraste auf einen Lift warteten. Hier ist besonders der legendäre Anti-Dreckman hervorzuheben, der uns von Hamburg über Arcachon bis nach Dublin und zurück das Trampen versüßte. Während der Studien- und folgenden Arbeitszeit verlor ich das Comiczeichnen ein wenig aus den Augen. 



Blick auf Franks Schreibtisch mit Extra: "auf der Fensterbank steht Mondkinds Auto"

Lediglich einzelne Figuren wie die Illustrationen für das Rollenspiel "Kontakt" (www.meastari.de) entstanden in diesen Jahren. In meiner Freizeit beschäftigte ich mich mehr mit Kalligrafie, Malerei und der Verbindung von Bild und Schrift auf der Leinwand. Erst als ich aufhörte im Grafikbereich zu arbeiten, um mich der Erziehung meiner Tochter zu widmen, hatte ich wieder Muße zum Comiczeichnen. Aus der Fortsetzung einer alten Schwarzweiß-Story entwickelten sich die "Persönlichen Computertagebücher" und seitdem haben mich die Comics wieder voll im Griff. Nun muss ich es nur noch schaffen, mit Comics und Kinderbüchern auch genug Geld zu verdienen :-) 


 "Persönliches Computerlogbuch, Technikerin Sie"

Das erste Comicheft, das du dir selbst gekauft hast, war: 


Als Kind: Asterix - Der Seher, als Jugendlicher: John Difool

Wenn du dich für eine Woche in eine Comicfigur verwandeln könntest, wer würdest du dann 

sein? 

Popeye

Was sind Deine aktuellen Favoriten auf myComics? 


Schwarze Tage, fahrenheit 541, das unbekannte land, Tales of dead earth, steam above akthelia, und natürlich aus nostalgischen Gründen die Ucomix-Flyer


Danke für das Interview!

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Weitere Links + Interviews:

Frank Tönsing bei myComics:
mondkind, Kurzer Besuch

Frank Tönsing im Web:
Schoene Grafiken

Weitere Interviews mit myComics-Wettbewerb Gewinnern gibt es hier: myComics-Interviews

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