Freitag, 17. Februar 2012

Interview mit Armin Parr ("Deadline")


Nach dem Wettbewerb kommen die Interviews: Armin Parr kam mit seinem 24-Stunden-Comic "Deadline" auf Platz 3 im Januar-Wettbewerb. Wir haben ihn zum Comic und zu seiner eigenen Comic- "Geschichte" befragt.

Woher kam die Idee zu diesem Comic?
Ich studiere momentan in Holland im Master Course Graphic Design, was manchmal zur Folge hat, dass ich mir die Nächte mit Cola und Energydrinks um die Ohren schlage. Das ist nicht so gesund und hilfreich, zumal man weder seinem Projekt noch seinem Körper wirklich einen Gefallen tut. Eigentlich wollte ich darüber einen Comic machen, aber bei dem Zeitdruck den man beim 24-h-Comic hat, kam mal wieder alles anders. Ich war mit den ersten fünf Seiten nicht wirklich glücklich, habe dann nachts um halb zwei entschieden nochmal alles neu zu machen und dann die ganze Geschichte in 14 Stunden runtergekrakelt und zwischendrin noch ein paar Stunden geschlafen. Ging erstaunlich gut.

Was sind deine persönlichen Erfahrungen und Eindrücke vom 24-Stunden-Comictag?
Meistens sitzt man beim Zeichnen relativ einsam in seinem Kämmerchen und kritzelt so vor sich hin und macht sich unglaublich viele Gedanken über die perfekten Charakter, Visualisierungen, Storytelling, etc. Ich habe früher (vor Web2.0) Fanzines gemacht und es hat damals ewig gedauert, bis ich Kontakt zu anderen Zeichnern hatte. Insoweit ist Comiczeichnen schon so ein Hobby, bei dem man ein vereinsamen kann. Beim 24-h-Comic sitzt man dann auf einmal mit vielen anderen Verrückten zusammen und zelebriert das gemeinsame Hobby. Das ist super, zumal man in seiner Arbeitsweise durch die Vorgaben extrem reduziert wird und dann auf manche Dinge wie Vorzeichnungen einfach verzichtet und sich auch einfach mal überraschen kann, wie sich eine Geschichte entwickelt und der Zeichenstil in eine wunderbare Schmiererei abdriftet.


Aus "Memento Mori"

Mein erster 24-h-Comic Memento Mori war letztes Jahr mit den Seetrollleuten zusammen in Friedrichshafen. Dieses Jahr war ich dann nur mit der Webcam mit den anderen verbunden, was schon seltsam war. Die anderen stellten dann den Laptop bzw. mich mal hier mal da hin, damit ich immer mal wieder was anderes zu sehen bekam. Neben dem netten Feedback ("Halte durch!") habe ich mich dann ein wenig wie ein Mäuschen im Käfig mit Laufrad gefühlt. Kann ich jedem empfehlen.

Wann hast du mit dem Comicschreiben und Zeichnen angefangen, und wie kamst du dazu?
Der erste Comic war mit elf Jahren, die Inspiration war ein Comic aus meinem Englischbuch. Dann mit diversen Unterbrechungen dann immer mehr bis ich dann mit zwanzig mein erstes von circa elf Fanzines gemacht habe, jeweils mit liebevollen zwanzig Seiten, die ich dann grösstenteils verschenkt habe. Dadurch bekam ich dann Kontakt zu deutschen und ausländischen Magazinen wie Gambuzine (Portugal), La Bouche du Monde (Frankreich) und Stripburger (Slowenien). Seit knapp zwei Jahren betreibe ich sogar einen Blog armerarmin.wordpress.com.


Aus Armins Blog: Schneeballschlacht 2012

Das erste Comicheft, das du dir selbst gekauft hast, war:
Ich habe als Kind die klassischen frankobelgischen Comics gelesen, das erste selbstgekaufte Heft war dann vermutlich Gaston oder Tim und Struppi – für letzteres fehlt mir heute jedes Verständnis. Später dann Ralf König, Rober Crumb, Strapazin, das komplette Programm von Jochen Enterprises und so Comics die seit kurzem als "Graphic Novel" vermarktet werden, die ich mir aber trotzdem gerne kaufe.

Woran arbeitest du gerade?
Ich versuche ein neues Heft zu machen, habe aber eben festgestellt, dass die letzten Zeichnungen schon zwei Jahr alt sind. Damit sollte ich mich wohl mal wieder beschäftigen. Dann habe ich im Studium ein Projekt grösstenteils mit Illustrationen gemacht.

Parallel dazu versuche ich noch meinen Blog am Lebens zu erhalten. Und dann zeichne ich noch an einem Comic für Moritz Stetters Serie "Menschen, die auf Bühnen schwingen", die auf demotapecomix erscheinen soll. Ansonsten stehen gerade noch die Abgabetermine für Jazam und das Murmel Magazin an. Es gibt also fast zu viel was man tun könnte.


"Klick" - Comic, ist auf demotapecomix und auf mycomics online

Wenn du dich für eine Woche in eine Comicfigur verwandeln könntest, wer würdest du dann sein?
Glücklicherweise bin ich Comiczeichner und kann mir diesen Wunsch jederzeit selbst erfüllen. Allerdings sind Comicfiguren doch immer etwas arg reduziert in ihrer charakterlichen Darstellung, man schaue sich nur die ganzen Superhelden an … ich glaube ich bleibe lieber ich und warte darauf, bis jemand eine Comicfigur aus mir macht und freue mich über die damit verbundenen Überraschungen.

Was sind Deine aktuellen Favoriten auf myComics?
Auf alle Fälle die "Danach"-Serie von Schlogger, ansonsten Geschichten die sich trauen ein wenig aus den klassischen Comicklischees auszubrechen.

Danke für das Interview!

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Weitere Links + Interviews

Übersicht: Armin Parr bei myComics

Bericht vom 24h Tag:
24h-Tag bei Seetroll

Weitere Interviews
mit myComics-Wettbewerb Gewinnern gibt es hier: myComic-Interviews

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