Freitag, 13. Juli 2012

Interview mit Miri Chuuei ("Frankenfaust")



Nach dem Wettbewerb kommen die Interviews! Mit "LUPI" kam Miri Chuuei letztes Jahr im September auf Platz 2 (mehr dazu im damaligen Interview zu LUPI). Mit "Frankenfaust" - einer Mischung aus Faust und Frankenstein - landete sie jetzt im Juni-Wettbewerb auf Platz 1. Herzlichen Glückwunsch!

Woher kam die Idee zu "Frankenfaust"?
Nachdem mich kein Verlag auf meine Bewerbung hin angenommen hatte, habe ich es einfach mal mit einem Wettbewerb versucht, nämlich mit „Klassiker im neuen Gewand II“. Man sucht sich dabei einen von fünf vorgegebenen Klassikern aus und zeichnet sie dann neu interpretiert. Meine Ersten Eindrücke waren: Faust könnte durchaus interessant sein! Don Quijote? Nee, keine Lust… Ein Sommernachtstraum enthält zu viel Romantik und Gefühlsduselei für meinen Geschmack. Robinson Crusoe ist zu abgegriffen und Frankenstein auch, außerdem zeichnen das bestimmt schon alle anderen. Aber irgendwie fand ich Frankenstein doch reizvoll. Besonders, nachdem ich mich etwas mit Faust beschäftigt hatte und nicht wusste, wie man da eine neue, interessante Wendung einbringen könnte.



Eigentlich hatte ich zuerst Faust favorisiert. Dann habe ich trotzdem mal – nur so zum Spaß – ein Hörbuch zu Frankenstein heruntergeladen und plötzlich sah ich gewisse Parallelen zwischen den beiden Geschichten. Victor Frankenstein sollte eigentlich eine Art Genie sein, nur leider scheint etwas in seinem Kopf nicht ganz zu stimmen, dazu gibt es eine Frau, die er begehrt. Auch Heinrich Faust ist eigentlich ein sehr intelligenter Mann, aber trotzdem doof genug, dem Teufel seine Seele zu versprechen. Deswegen kam ich auf die Idee, aus den Beiden Figuren einen einzigen, neuen Charakter zu machen, Gretchen (bzw. „Grätchen“) und Mephisto habe ich einfach nur auf meine Weise umgesetzt. Ehrlich gesagt hatte ich Angst, disqualifiziert zu werden, weil ich mir nicht sicher war, ob es erlaubt ist, zwei Geschichten zu zeichnen, auch wenn sie vermischt und nicht einzeln sind!


(Farb-Illu aus "Iakes"- Bilder jeweils klicken zum Vergrößern)

Woran arbeitest du gerade?
Ein neuer Epos mit dem Arbeitstitel „Iakes“. Aber im Gegensatz zu LUPI werde ich es abschließen und zwar von Anfang bis zum Ende als Graphic Novel. Es handelt sich um einen Mystery-Krimi, der in einer von mir erfundenen Totenwelt spielt. Es geht um eine Serie von Morden an jungen Frauen, um Chancen, die man ergreifen sollte, solange man kann und um meine eigene Idee vom Leben nach dem Tod, Wiedergeburt, Himmel, Hölle und allem was so dazu gehört. Außerdem ist da noch dieses kleine Projekt mit der Hauptrolle „Herbert“. Dadurch, dass ich gerade intensiv an Iakes arbeite und dadurch, dass ich nebenbei an meiner Diplomarbeit schreibe, wieder Sprachunterricht nehme und dem Kleinkram, der sonst so anfällt, komme ich mit dem Herbert-Comic leider kaum- bis gar nicht voran. Aber ich habe es nicht vergessen!


(Foto vom Arbeitszimmer)

Eine Welt ohne Comics wäre für dich … ?
Das kann ich mir nicht vorstellen. Wenn es keine Comics gäbe, hätte ich als Kind keine lesen können, das hätte im schlimmsten Fall dazu geführt, dass ich überhaupt nicht angefangen hätte zu zeichnen. Bestenfalls hätte ich zumindest keine Comics gezeichnet, sondern eben irgendetwas Anderes. Mein Leben wäre einfach ganz anders verlaufen…


(Eine Seite aus Miri Chuueis limitiertem Artbook, entstanden für einen kleinen Kreis von Freunden und Fan)

Wie sieht ein normaler Wochentag bei dir aus? Wie viel Zeit verbringst du mit Zeichnen?
Wenn ich auch noch zur Hochschule muss, habe ich viel weniger Zeit, aber zum Glück sind ja jetzt Semesterferien. Ich pendle zwischen Bremen und Hamburg (glücklicherweise nicht jeden Tag) und zeichne dann fast immer zumindest im Zug. In letzter Zeit zum Beispiel Skizzen oder Storyboards für Iakes. Wenn ich eine von diesen furchtbaren Flauten habe, in denen keine Zeichnung gelingen will, langweile ich mich meistens. Aber gerade in den Ferien habe ich auch mehr Zeit, mich mit Freunden, Familie, oder zum Kartenspielen zu verabreden, zu lernen, oder einfach PlayStation zu spielen. Trotzdem investiere ich einen Großteil meiner Zeit ins Zeichnen. Also, allgemein gesehen, wenn ich nichts vorhabe, nicht verabredet bin und nirgendwo hin muss, zeichne ich so ziemlich den ganzen Tag und ich zeichne auch fast ausnahmslos jeden Tag irgendetwas.


(Skizze zu "Iakes")

Was sind Deine aktuellen Favoriten auf myComics?
Leider komme ich gerade nicht so viel zum Lesen (sogar meine Lieblings-Manga vernachlässige ich!!), aber ich mag die Sachen von Michael Wild und PaTTTy und "Home Sweet Home“ von Stephan Scholz. Außerdem habe ich beim Wettbewerb auch für „The Sacred Hoop“ von Anja Uhren gestimmt.

An dieser Stelle auch noch einmal ein dickes „Dankeschön!“ an alle, die mich gewählt und unterstützt haben! Der Juni-Wettbewerb hatte es ganz schön in sich und hat mir gezeigt, wer meine Freunde sind und wer nicht, auf wen ich mich verlassen kann und wem ich besser aus dem Weg gehe. Es gibt da Leute von denen ich dachte, sie würden mir helfen, weil sie ja meine Freunde, Kollegen, oder Kommilitonen sind. In diesen Personen habe ich mich leider getäuscht und bei manchen hatte ich das Gefühl, sie würden mir sogar in den Rücken fallen. Einige Andere haben mich dafür wirklich positiv überrascht! Leute, von denen ich es überhaupt nicht erwartet hätte, haben für mich gewählt, das hat mich sehr gefreut!

Danke für das Interview!

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Weitere Links + Interviews:

Miri Chuuei bei myComics: Frankenfaust, Der Professor, Ein gemeiner Angsthase, LUPI..

Miri Chuuei's Blog: Manga vs Comic

Weitere Interviews mit myComics-Wettbewerb Gewinnern gibt es hier: myComics-Interviews
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2 Kommentare:

  1. Danke für das interessante Interview. Habe jetzt so einen kleinen Einblick in das neue Projekt von Miri Chuuei gewonnen, IAKES, auf das ich schon sehr gespannt bin.
    Keine Überraschung, ich bin eine große Fanin und erwarte noch ohne Übertreibung GROSSES von ihr.
    Viel Erfolg weiterhin.
    Dass mit den Freunden und Leuten, auf die man sich vermeinte verlassen zu können, hat mich etwas traurig und nachdenklich gemacht.
    Alles Gute, hoffe, dass noch viele Menschen deine künstlerischen und menschlichen Qualitäten erkennen und zu schätzen wissen. Ich weiß, die Kunstszene ist ein schwieriges Feld, auch für echte Freundschaften.

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  2. Dani (SakujaKira)16. Juli 2012 um 10:28

    Mir gefällt das Interview auch sehr.
    Es ist ehrlich und die Bilder dienen als Anschaueng um zu sehen, wo du Arbeitest, woran du Arbeitest und wie die zwischenschritte aussehen. Was ich Interessant finde.

    Die anderen Geschichten, die du Hochgeladen hast gefallen mir auch vom Zeichnerischen und von der Geschichte und ich freue mich auf weitere Werke von dir.


    Außerdem find ich es auch toll, dass du andere Zeichner erwähnt und verlinkt hast. So das man bei diesen auch vorbeischauen kann.

    Dani

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