Dienstag, 15. Mai 2012

Interview mit David Füleki



Am 10. März läutete myComics den ersten 12-Stunden-Comictag ein: Es galt, in 12 Stunden einen kompletten 12-seitigen Comic mit Bezug zu einem vorgegebenen Thema zu zeichnen, das Punkt 12 online ging: "Gestrandet". Zehn Teilnehmer erreichten die Ziellinie bis Mitternacht – ihre Comics kamen in den April-Wettbewerb.

Der erste Platz ging an David Füleki für seinen Manga Struwwelpeter und Paulinchen stranden in Japan, der von Anfang bis Ende durch die gekonnte Umsetzung überzeugt. Wir haben ihn zum 12-Stunden Tag und seinen aktuellen Projekten befragt. (Die Cover jeweils klicken für größere Version).
 

Was sind deine persönlichen Erfahrungen und Eindrücke vom 12-Stunden-Comictag? Hast du zuvor schon an so einem Comic-Marathon teilgenommen?
Bisher hab ich mir eher selber manchmal derartige Deadlines gesetzt und z.B. geschaut, wie viele Seiten Comic ich in genau abgesteckten Zeiträumen schaffen kann. Mehrmals hatte ich Experimente wie das Zeichnen eines Über-zwanzig-Seiten-Kapitels in zwei Tagen. Nur war dann meist die Qualität noch nicht veröffentlichungswürdig und ich konnte mindestens noch mal so viel Zeit ins Überarbeiten stecken.

An einem offiziellen Happening dieser Art wollt ich schon immer mal teilnehmen und da war die 12-Stunden-Variante ´n schöner Einstieg. Als persönliche Bonus-Auflage hatte ich mir vorgenommen, keine wesentlichen zeichnerischen Abstriche zu machen, um zu sehen, ob ich mit meinem weitestgehend „normalen Stil“ (mit Abstrichen bei der PC-Nachbearbeitung) innerhalb des halben Tages tatsächlich das Dutzend Seiten voll krieg.



Und auch, wenn ich´s am Ende auf die Minute genau geschafft hab und ja nun idealerweise sogar den Wettbewerb gewonnen hab, würd ich fast sagen, dass ich ein Stückweit auch gescheitert bin, weil ich an vielen Ecken zu arge Einschnitte machen musste. Z.B. hab ich´s mir nicht mal mehr gewagt, aufzustehen, um ´nen Happen zu essen. Um Unterzuckerung vorzubeugen, hab ich dann allen möglichen Schrott, der um mich rum verteilt war, absorbiert.

Ein wirklich gelungener 12- oder 24-Stunden-Comic sollte aber meiner Meinung nach einen etwas ausgewogeneren Arbeitsplan vorsehen. Heißt also, wenn ich mal wieder an so was teilnehme, werd ich wohl doch zeichnerisch mehr Abstriche machen oder nicht grad dämlicherweise Panels mit ganzen Städten einbauen. Zudem fänd ich´s für die Zukunft lustiger, so ´ne Aktion in ´ner Gruppe zu starten, weil da sicher ´ne gute Ladung Synergie rüberkommt.

Letzten Herbst hast du mit "Entoman" beim Web-Sondermann 2011 den Sprung auf die Siegertreppe geschafft. Gibt es von Entoman Neuigkeiten?
Neben einigen Uni-Hausarbeiten über Christian Rach und meinen drei Jobs versuch ich das letzte Quäntchen Zeit momentan gänzlich in den ersten Band von „Manga-Madness: 78 Tage auf der Straße des Hasses“ zu packen. Der soll bald bei TOKYOPOP als Nachfolger der beiden Entoman-Taschenbücher „Blutrotkäppchen“ und „Serial Sausage Slaughter“ erscheinen.



Da ist noch ein wenig an Feintuning zu leisten. Die „78 Tage“-Reihe erschien ursprünglich seit Anfang 2008 im Eigenverlag bei Delfinium Prints und hatte in jeder Hinsicht noch die klassische Underground-Independent-Färbung, was in dem Zusammenhang auch okay war. Für die Major Label-Veröffentlichung hab ich nun aber praktisch alles noch mal neu gezeichnet oder zumindest stark überarbeitet. Jetzt isses also wieder auf dem aktuellen Stand meines zeichnerischen Könnens angelangt.


Woran arbeitest du zur Zeit sonst noch?
Neben Entoman steht wieder einiges für den Comic Salon Erlangen an. Dieses Jahr hab ich in erster Linie für die Anthologie-Reihe JAZAM! ’n paar Sachen vorbereitet. Da wäre erst mal ein Beitrag für das Mini-Heft „JAZAM! to go“, in dem es ausschließlich um Kaffee geht; mein Comic nennt sich „Macchiatomorphose“. Für den regulären siebten Band steht die ausnahmsweise mal etwas ernstere Kurzgeschichte „Heilandstaufe“ an.




Und abgerundet wird das ganze mit dem dicken, komplett farbigen JAZAM!-Sonderheft, was im Rahmen des „Sinn des Lebens“-Comic Clash entstanden ist. Der Comic Clash wird ja der große Indie-Verlags-Krieg, der in Erlangen über Publikumsentscheid ausgetragen wird. Da nennt sich mein Beitrag übrigens „Der alte zynische Bastard und das feine Leben“.


Zu guter Letzt bastel ich noch an ein paar Gratis-Comicheften für den Gratis-Comic-Tag, die’s exklusiv zu meiner Signierstunde am 12. Mai im Comix in Hannover geben wird. Darunter wird sich auch die überarbeitete, deutlich längere Version von „Struwwelpeter und Paulinchen stranden in Japan“ geben. Der Titel wird dann aber sicher auch noch mal überarbeitet – denn dem sieht man den Zeitdruck auch mehr als deutlich an …

...und gleich hier noch als Nachtrag das Cover des gedruckten 12 Stunden Comics von der Signierstunde, klicken für größere Version: 



Eine Welt ohne Comics wäre für dich...? 
Das wäre dann wohl ´ne Welt, wo ich ´ne Maurer-Lehre gemacht hätte und bei langen Bus- und Zugfahrten sinnlos auf meinem Handy rumdaddeln würde.

Wie sieht ein normaler Wochentag bei dir aus? Wie viel Zeit verbringst du mit Zeichnen? 
Da mein restliches Uni-Pensum aus sozusagen frei einteilbarer Arbeit besteht, nämlich dem Schreiben von drei Abschlussarbeiten, kann ich diese Zeiten schon mal nach Gutdünken verwalten. Die Aufträge für meine Jobs als Grafiker, technischer Zeichner und Illustrator kommen immer recht spontan rein, weshalb ich auch flexibel darauf reagieren muss. Und die Comics schieb ich dann letztlich in die Lücken (es sei denn, es ist ein Auftrags-Comic wie z.B. die „seitwärts“-Reihe fürs Magazin „Vorwärts“). Viel Zeit bleibt also nicht übrig. Was mir nur wichtig ist, sind ein paar Stunden für Sport und Bewegung, damit der Körper bei dem vielen Rumgesitze nich allzu viel Schimmel ansetzt.

Was sind Deine aktuellen Favoriten auf myComics? 
Also zunächst einmal war ich von einigen Konkurrenz-Werken beim 12-Stunden-Wettbewerb ziemlich geflasht – und nicht nur von den direkten Verfolgern. Auch Beiträge, die dann leider recht weit hinten landeten, fand ich visuell und inhaltlich recht erstaunlich. Außerdem freut´s mich, einen meiner aktuellen Lieblings-Webcomics mit exklusiven Inhalten auf myComics lesen zu können: „Apfel“ vom Michael Wild, der ja auch den zweiten Platz beim 12-Stunden-Comic-WB gemacht hat. Speziell in den letzten Tagen hab ich mich aber insbesondere auf die Max-und-Moritz-Preis-Nominierten gestürzt. Das sind ja großteils Werke, die man nich mal einfach so im Buchladen um die Ecke findet und anlesen kann.

Danke für das Interview!

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Weitere Links + Interviews

Mehr von David Füleki auf myComics: Manga Madness, Entoman & CO.

Webseite: Manga-Madness

Vorheriges Interview: Was ich mal werden will

Weitere Interviews mit myComics-Wettbewerb Gewinnern gibt es hier: myComic-Interviews




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