Donnerstag, 4. Juni 2020

Interview mit Michael Hacker "El Herpez"


"Verdammt! Wieso kann ich nicht einfach nein sagen?"

Im "Herausgefordert" myComics-Wettbewerb standen 8 Stories zur Wahl, wie immer in den verschiedensten Stilrichtungen und Formaten.

Platz 3 im Wettbewerb hat Michael Hacker mit einer Magic-Reality-Story für sich entschieden: "El Herpez" nimmt die Leser mit in den Alltag des Lebensmittelkontrolleurs John Oziri und seinem Hund Bobby. Oziris Alltag ist eher eintönig und wenig aufregend. Wären da nicht plötzlich diese eigenartigen Super-Herpes-Tentakel-Lippen...

Wie immer wollten wir mehr zu den Gewinner-Comics wissen, und haben die Chance genutzt, Michael Hacker zu seinem Comic und zu aktuellen Projekten und Aktivitäten zu interviewen.




Woher kam die Idee zu deinem Comic "El Herpez“?

Der Name „El Herpez“ kam circa 2004 oder 2005 zum ersten Mal in einem meiner Skizzenbücher vor. Damals weder mit einer dazugehörenden Figur noch mit einer Geschichte, sondern nur als gedankenloses Scribble. In den darauffolgenden Jahren entwickelte sich dann langsam eine Story rund um eine Figur mit „Superherpes“. 2008 hatte ich schließlich ein ca. 100 Seiten umfassendes Storyboard und der Plan war „El Herpez“ als Diplom umzusetzen. Aber die Idee habe ich dann recht schnell verworfen, da ich der Meinung war, es wäre ziemlich schwer meinem Professor ein Comic über Superherpes, schmackhaft zu machen.

2009 hatte „El Herpez“ dann sein Debüt in Häcksler #1. Diese dreiseitige Ministory endete dem Vermerk "Coming soon...". Das war ehrlich gesagt etwas zu optimistisch gedacht. Der Gedanke ein ca. 100-seitiges Comic zu machen, hat mich eher gelähmt als angespornt. Und so habe ich in den darauffolgenden Jahren zwar regelmäßig an der Geschichte weitergeschrieben, aber „El Herpez“ landete immer wieder in der Schublade und ich habe mich auf andere Projekte konzentriert.



Aber die Idee hat mich nicht losgelassen und vor ca. zwei Jahren habe ich den Entschluss gefasst, die Geschichte in einzelnen Heften zu erzählen anstatt in einem einzigen Band. Das hat das ganze Projekt für mich überschaubarer gemacht. Zudem versuche ich „El Herpez“ als eine Art B-Movie zu sehen. Das hilft mir gegen meinen Perfektionismus. Nicht jedes einzelne Heft muss gleich ein Meisterwerk sein. Letztes Jahr habe ich dann angefangen meinen Arbeitsfortschritt auch einigen Freunden und Kollegen zu zeigen und Feedback einzuholen. Für mich ist es immer sehr hilfreich Meinungen anderer zu hören, die nicht so wie ich, betriebsblind sind.



Die wichtigste Maßnahme für mich war es aber, Zeit freizuschaufeln, in der ich ausschließlich an „El Herpez“ arbeite. Sobald ich mich hundertprozentig auf das Projekt konzentriere kann, fängt es wieder an Spaß zu machen und die ganzen Zweifel werden weniger. 2019 habe ich mir deshalb drei Wochen frei genommen und mich aufs Land zurückgezogen. Während dieser Auszeit sind die ersten 14 Tuscheseiten entstanden und im nächsten Dreivierteljahr habe ich dann die Arbeit an „El Herpez“ 1 abgeschlossen. .

Woran arbeitest du gerade? Wo findet man mehr von dir? 

Im Moment arbeite ich, neben meiner Tätigkeit als Illustrator, vor allem an der nächsten Ausgabe von „El Herpez“. Das skizzenhafte Storyboard ist fast fertig und wenn alles wie geplant läuft, fange ich im Juni 2020 mit den ersten Tuscheseiten an. Mehr von meinen Arbeiten gibt es entweder auf meiner Website www.michaelhacker.at oder auf instagram.com/michaelhackerillustration zu sehen.




Wann hast du mit dem Comiczeichnen angefangen, und wie kamst du dazu?

Ich habe mir auch schon öfters die Frage gestellt, wieso ich eigentlich mit dem Comiczeichnen angefangen habe? Niemand in meiner Familie oder in meinem näheren Umfeld hat gezeichnet. Rückblickend denke ich, dass eine Kiste voll mit Comics, die meine älteren Brüder von einer Nachbarin bekommen haben, der Auslöser dafür waren. Noch bevor ich lesen konnte, habe ich den Inhalt der Kiste verschlungen und seit damals begleiten mich sowohl Comics als auch das Zeichnen.


Das erste Comicheft, das du dir selbst gekauft hast, war:

An mein erstes selbst gekauftes Comic kann ich mich nicht mehr erinnern, aber höchstwahrscheinlich war das ein Micky Maus Heft, das ich an irgendeinem Kiosk oder am Flohmarkt gekauft habe. Das erste Comic, an das ich mich bewusst erinnere, war „Batman – Das erste Jahr“. Ich habe es einem Freund gebraucht abgekauft und war von dem Buch sehr beeindruckt, weil ich bis dahin noch nie so etwas düsteres und spannendes gelesen hatte..



Wenn du dich für eine Woche in eine Comicfigur verwandeln könntest, wer würdest du dann sein?

Jetzt im Moment würde meine Wahl auf Flaschko von Nicolas Mahler fallen. Ich glaube Flaschkos „Superkräfte“ (sitzen und fern sehen) wären in der derzeitigen Situation sehr hilfreich. Außerdem würde ich gerne eine Woche als Frank durch Jim Woodrings surreale Welt „The Unifactor“ wandeln

Was sind Deine aktuellen Favoriten auf myComics? 

Meine (ehrlich gesagt nicht ganz aktuellen) Favoriten auf myComics sind „I Hate You – You Just Don’t Know It Yet“ von Nadine Redlich, „Kinderland“ von Mawil und dann noch „Am liebsten mag ich Monster“ von Emil Ferris, welches gerade auf meinem Nachtkästchen liegt und darauf wartet, gelesen zu werden.

Vielen Dank für das Interview!


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Weitere Interviews + Links:

Mehr von Michael Hacker gibt es auf seiner Webseite www.michaelhacker.at oder auf instagram.com/michaelhackerillustration

Weitere myComics-Interviews und Links gibt es hier: myComics Interviews + Wettbewerbe

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