Dienstag, 18. Februar 2014

Interview mit Piers Goffart („Kakonaut“)


"Ein Raumfahrer landet auf einem fremden Planeten und stürmt aus seinem Raumschiff, weil er etwas Dringendes zu erledigen hat. Dem wird jedoch schnell ein Strich durch die Rechnung gemacht..."

Mit "Kakonaut" erzählt Piers Goffart auf amüsante Art und Weise die Geschichte eines Raumfahrers, der von Planet zu Planet reist um das "perfekte stille Örtchen" zu finden. Kakonaut ist ein wortloser Comic, den man in jeder Sprache versteht, er sicherte Piers den zweiten Platz im Januar-Wettbewerb.

Wie immer wollten wir mehr zu den Gewinner-Comics wissen und haben Piers Goffart zu "Kakonaut", seiner eigenen Comic-Geschichte und zu aktuellen Projekten befragt:

Woher kam die Idee zur Story „Kakonaut“?

Meine Ideen entspringen fast immer einer Faszination für Orte oder Charaktere. Bei Kakonaut fing es damit an, dass ich endlich mal einen Comic in einem prähistorischen Setting zeichnen wollte. Später kam noch der Raumfahrer dazu, der auf diesen Planeten landen sollte. Ich habe bestimmt monatelang versucht, komplizierte semi-tiefgründige Plots zu stricken, aber kam auf keinen grünen Zweig. Irgendwann dachte ich mir: Warum landet der Typ nicht einfach, weil er dringend scheißen muss?

Szene aus "Kakonaut"

Dein erster Beitrag bei myComics, „Mrs of Dreams“, war ein Comic mit Bild und Text - „Kakonaut“ ist, wie die meisten deiner aktuellen Blogbeiträge auch, ein Comic ohne Worte. Was ist für dich der Reiz an nonverbalen Comics?

Es ist erst mal total effizient, weil Übersetzungen automatisch wegfallen. Der Comic funktioniert dann zudem auch international. Man hat also weniger Aufwand für ein breiteres Publikum. Aber viele wortlose Comics haben mich auch früher fasziniert. Z.B. "Gon" von Masashi Tanaka oder der satirische Epos "Pinocchio" von Winshluss. Als Kind kam ich nie richtig in Comics rein, welche sehr viel Text in den Sprechblasen hatten. Ich glaube bis sich der Manga im Westen etablierte, bestand lange Zeit der Irrtum, dass sich in jedem Panel mindestens eine Sprechblase mit Text befinden müsse, da der Leser diese sonst nicht wahrnehme. Vielleicht habe ich daher noch eine Art Trauma, dem ich zurzeit noch entgegenwirken muss..

"Mrs. of Dreams"

Wann hast du mit dem Comiczeichnen angefangen, und wie kamst du dazu?

Die Fernsehserie Dragonball hat mich im Alter von 13-14 sehr gefesselt. Ich erfuhr, dass es sich bei dem Manga um das eigentliche Original handelt und holte mir Band 21, um der Serie im Fernsehen voraus zu sein. Der lockere Stil und die unkonventionell geschmeidigen Lesbarkeit des Mangas faszinierte mich. Ich hatte das Gefühl mir einen spannenden Film anzuschauen. Daraufhin musste ich mir sowas gedacht haben wie: "Was? Der Typ kreiert ein ganzes Universum einfach nur mit diesen simplen Tuschezeichnungen? Er verwendet total wenig Text und muss das Ganze noch nicht mal anmalen?! Das mach ich jetzt auch!!" Ab dem Tag habe ich meinen bisherigen Werdegang als Programmierer an den Nagel gehangen und wollte einfach nur noch kritzeln.

Blick auf den Arbeitsplatz von Piers

Das erste Comicheft, das du dir selbst gekauft hast, war:

Ehmm.. wahrscheinlich Mickey Maus, Asterix und Obelix oder Lucky Luke. Ich fand diese interessant, jedoch haben sie bei mir jedoch nie den Reiz ausgelöst selber einmal die Zeichenfeder zu schwingen.

Wenn du dich für eine Woche in eine Comicfigur verwandeln könntest, wer würdest du dann sein?

Ich würde gerne mal eine Woche als Muten-Roshi aus Dragonball auf der kleinen Insel im Kamehouse verbringen und mir täglich meine Portion Aerobics im Fernsehen reinziehen.

Woran arbeitest du gerade?

Ab und an schreibe ich ein bisschen an einer längeren Geschichte, worin die Elemente, Affen, Wüste und Banditen auftauchen. Ich hab jedoch ein bisschen Schiss davor, mich auf dieses Mammut-Projekt zu stürzen. Deshalb versuche ich mich erst mal weiterhin mit ein Paar Kurzgeschichten. Eine davon ist meine neu angefangene Cartoonserie „Creature Issues“. Der erste Teil ist vor Kurzem auf meinen Blog erschienen. Inspiration dafür war der 50er Jahre B-Movie-Klassiker "Creature from the Black Lagoon".

Szene aus Piers neuem Projekt mit Anlehnung an
den 50er Jahre B-Movie-Klassiker "Creature from the Black Lagoon"

Was sind Deine aktuellen Favoriten auf myComics?

"Die Reise" von Matthias Lehmann und "Der Unfall" von Tim Gaedke. Die Reise hat einen beneidenswerten lockeren Zeichen- und Erzählstil. Der Unfall ist eine extrem spannende, kurze, runde Krimistory. Die Atmosphäre erinnert mich ein bisschen an das Film-Noir-Genre. Zudem ich finde es bemerkenswert, dass man so viele gut ausgeklügelte Plotwendungen in nur 5 Seiten reinbekommt.

Vielen Dank für das Interview!

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Weitere Links + Interviews:

Piers Goffart bei myComics:
Kakonaut , Mrs. of Dreams

Piers Goffart im Web:
Piers Goffart's Website

Weitere Interviews mit myComics-Wettbewerb Gewinnern

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