"Anni freut sich schon seit Langem auf den Tag, an dem Papa sie endlich in den Stall mitnimmt, um ihr zu zeigen, wo das Essen herkommt. Doch ist das, was Anni dort vorfindet, wirklich so normal und harmlos, wie Papa behauptet?"
Mit "
ANNI - Die kleine Kannibalin" schickt uns Adrian vom Baur auf einen etwas anderen "Bauernhof". Mit seiner Vorliebe für den Film "The Texas Chainsaw Massacrew" verbindet er Horror-Genre mit der heutigen Tierhaltung, womit er den zweiten Platz im
24-Stunden Comic-Wettbewerb erreicht hat.
Wie immer wollten wir mehr zu den Gewinner-Comics wissen, und haben Adrian vom Baur zu "ANNI, die kleine Kannibalin", seiner eigenen Comic-Geschichte und zu aktuellen Projekten befragt:
Woher kam die Idee zu deinem 24-Stunden Comic "ANNI, Die kleine
Kannibalin"? - Planst du eine Fortsetzung?
Die Story ist tatsächlich erst am 24h-Comictag vor Ort während der 24 Stunden entstanden. Vorher hatte ich lediglich die halbgare Idee, irgendwann einmal eine Kannibalengeschichte zu machen. Zum einen, weil ich ein großer Fan des Films "The Texas Chainsaw Massacre" (1974) bin, zum anderen, weil ich mir gedacht habe, dass man eventuell interessante Bezüge zu Lebensmittel-Herstellung und Tierhaltung herstellen könnte. Aber allzuviel Zeit zum Nachdenken hat man in den 24 Stunden halt auch nicht, weswegen viele der Story-Elemente dann ziemlich spontan entstanden sind.
Eine Fortsetzung plane ich nicht, hätte aber durchaus Lust, weitere kurze Gruselstorys in einem ähnlichen Format und Stil zu zeichnen.
Was sind deine persönlichen Erfahrungen und Eindrücke vom 24-Stunden-Comictag? – Warst du zum ersten Mal dabei, oder hast du vorher schon Mal an einem solchen Tag teilgenommen? Welche Tipps würdest du anderen für den nächsten 24 Stunden Tag geben?
"Anni" ist während meines zweiten 24HCD entstanden – zum ersten Mal hatte ich im Herbst 2012 mitgemacht, wobei mein Comic "
Infiltriert" entstanden war. Dieses Jahr war ich im April bei einem 24HCD-Event in Leipzig, das einige Webcomiczeichner (v.a. Hillerkiller) organisiert hatten. Wir hatten echt schöne Räumlichkeiten in einer Leipziger Designschule und die Gruppe teilnehmender Zeichner war auch toll!
Das 24h-Zeichnen an sich ist eine sehr interessante Erfahrung, die sowohl positive als auch negative Aspekte hat. Ganz schlimm wird es meistens kurz nach der Hälfte der Zeit, wenn man feststellt, dass man noch über zehn Stunden vor sich hat, sich aber unmöglich vorstellen kann, auch nur für eine weitere Stunde wach und produktiv zu bleiben. Irgendwann kommt man aber an den Punkt, an dem der Körper einfach aufhört, Warnsignale ans Hirn zu senden, und es stellt sich eine gewisse Benommenheit ein, die einem erlaubt, den Rest der Zeit durchzuhalten.
Zwischendurch gibt es sogar seltsame Augenblicke der Euphorie (wir nennen es "Feel Funny Zone").
Das Schöne ist, dass man diesen Kampf mit der Müdigkeit und die Rücken- und Handschmerzen, die einen gegen Ende der Zeitspanne plagen, recht bald wieder vergessen hat,
während das Erfolgserlebnis andauert. Im Idealfall hat man in den 24 Stunden einen ziemlich feinen 24-seitigen Comic produziert und merkt plötzlich, was alles möglich ist, wenn man sich wirklich anstrengt und sein Bestes gibt. Ein gutes Gefühl.
Tipps für andere:
- Snacks nicht vergessen!
- Ohrenstöpsel erlauben einem, auch um 6 Uhr früh noch Sprechblasentexte zu verfassen, während die anderen Zeichner "Drei ???"-Hörspiele hören.
- Yogaübungen zwischendurch halten die schlimmsten Rückenschmerzen in Grenzen.
Woran arbeitest du gerade?
Ich zeichne seit gut 3 Jahren den ca. wöchentlich erscheinenden Webcomic "Hipsters" – die aktuelle Storyline heißt "Hipsters in Hell" und wird wahrscheinlich die vorerst letzte Hipsters-Story sein. Wenn alles glatt läuft, möchte ich im Laufe des nächsten halben Jahres ein Buch daraus machen.
Abgesehen davon bin ich einer der Herausgeber der Comic-Anthologie JAZAM!, von der wir im Moment die neunte Ausgabe vorbereiten (Thema "Helden"). Ich bin dabei, mir eine eigene Story dafür auszudenken und andere Zeichner für das Buch zu gewinnen.
Wann hast du mit dem Comiczeichnen angefangen, und wie kamst du dazu?
Ich zeichne schon Comics, seit ich mich erinnern kann. Anfangs waren das eher so bilderbuchartige Hefte, ab der Grundschulzeit dann richtige Comics mit Sprechblasen und Panels. Dazu gekommen bin ich vermutlich über meinen Vater, der früher hobbymäßig Comics gemacht hat und viel mit mir zusammen gezeichnet und geschrieben hat, als ich ein Kind war.
Das erste Comicheft, das du dir selbst gekauft hast, war:
Höchstwahrscheinlich eine Ausgabe der "Micky Maus". Disney-Comics lese ich immer noch ab und zu sehr gerne, besonders die Klassiker von Carl Barks.
Wenn du dich für eine Woche in eine Comicfigur verwandeln könntest, wer würdest du dann sein?
Bei so einer Frage denkt man vielleicht zuerst an Superman – fast unendlich stark und unverwundbar zu sein, klingt verlockend und Fliegen macht sicher auch großen Spaß. Aber wir wissen auch: "Aus großer Kraft folgt große Verantwortung" – wahrscheinlich würde ich vor lauter Verantwortungsgefühl Panikattacken und Depressionen kriegen. Deswegen wäre ich glaube ich lieber eine Woche lang Calvin aus "Calvin & Hobbes", das ist bestimmt entspannender.
Was sind Deine aktuellen Favoriten auf myComics?
Im aktuellen Wettbewerb hat mir der Comic
"In unserem Schatten" von Jeff Chi sehr gut gefallen. Ansonsten gefiel mir z.B. letztens
"Advent" von Maximilian Hillerzeder sehr. Und bei den Verlags-Leseproben habe ich zwei meiner Lieblingscomics des letzten Jahres entdeckt:
"Saga" und
"Daytripper".
Vielen Dank für das Interview!
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Weitere Links + Interviews:
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Adrian vom Baur im Web:
HIPSTERS,
JAZAM,
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