Montag, 14. Februar 2011

Interview mit Stephan Probst ("Der kleine Comic Killer und die Frauen")



Nach dem Wettbewerb kommen die Interviews: letzte Woche tigermuse ("Aprhodyle"). Nun haben wir Stephan Probst zu seinem Wettbewerbscomic Der kleine Comic-Killer und die Frauen, Part 1 und zu seiner eigenen Comic-"Geschichte" befragt.

Woher kam die Idee zu „Der kleine Comic-Killer und die Frauen“?
Stephan: Was treibt einen jungen Menschen dazu, sich komplett gegen alle anderen zu stellen, sie umzubringen, um sich zu schießen? Wie gehen seine Mitmenschen mit ihm oder ihr um, vor allem vorher? Um es nicht missverständlich zu sagen: eine solche Tat selbst ist nicht zu rechtfertigen. Aber irgendwas passiert doch vorher? Was könnte das sein, wie könnte das ablaufen? Das wollte und kann ich nicht beantworten, aber zumindest wollte ich die Frage stellen und eine Möglichkeit zeigen. Die Figur des Comic Killers eignet sich dafür, denke ich: mit einer extrem verzerrten und ich-bezogenen Wahrnehmung, es ist kaum noch zu erkennen, was er sich einbildet von dem, was tatsächlich passiert. Und: er ist klar als Psycho gezeigt.


aus: "Der kleine Comic-Killer und die Frauen"

Aber man kann verstehen, wenn man mehrere Geschichten gelesen hat, am besten in meiner Lieblingsreihenfolge, was ihn antreibt, das ist mir übrigens auch erst im Laufe der Arbeit mit ihm klar geworden :).

Wann hast du mit dem Comicschreiben und Zeichnen angefangen, und wie kamst du dazu?
Stephan: Ich habe von klein auf gezeichnet. Und Zeichner wie Giraud bzw. Moebius, Hermann, Pratt, Mézières, Jijé, auch John Buscema, Neal Adams, Gene Colan, Hal Foster ..., ich könnte gar nicht aufhören – die haben mich alle angetrieben. Ich wollte so zeichnen können wie sie, sehr elegant, ausdrucksstark, genau, dynamisch, einfach alles zeichnen können, die ultimative Linie finden, das war mir sehr wichtig. Ich hab zunächst in den 90zigern und davor kurze Geschichten und Cartoons gezeichnet, Plakate, Radierungen, Collagen, Gemälde, viel ausgestellt und mit neuen Medien gearbeitet, vor allem Websites. Später wurden es längere Stories, da entstanden “Die unglaublichen Abenteuer des Captain Black Box” und “Helden, Weiber und Barbaren”. Ich fand es schwer, in Deutschland überhaupt Interesse an deutschen Comics zu finden. Um so mehr freu ich mich über das, was hier und jetzt passiert, die Plattform, den Austausch, die Arbeiten, das macht sehr viel Spaß! Die Vielfalt ist groß, die Offenheit auch – toll.

Comic war und ist immer mein ureigenstes Ausdrucksmittel, ich bin immer wieder zu ihm zurück gekommen. Er macht am meisten Spaß und bietet mir so unendlich viele Freiheiten und Möglichkeiten, egal in welcher Form.

Das erste Comicheft, das du dir selbst gekauft hast, war:
Stephan: Zwei: ZACK No. 21, erster Jahrgang. Und: Metal Hurlant, echter Flash! Zwei Seiten der Garage Hermétique von Moebius: Jerry Cornelius hebt ab, die Stadt wird bombardiert, er schwebt über der flüchtenden Menge: “...un homme volant”, und er denkt nur “A!..” - großer Comic, davon habe ich mich nie wieder erholt. Moebius oder Giraud habe ich immer als zeichnerisches Vorbild behalten, auch Hermann mit Pinsel oder Rapidograph, Graton vom Sujet her, Pratts Lässigkeit beim Erzählen, Mézières oder Morris einfache, tolle Art, Figuren zu umreißen haben mich beeindruckt. Auch viele US-Marvels, die mein Cousin aus Canada mitbrachte. Heute sehe ich französische und US-Arbeiten und jetzt immer mehr anderes, vor allem, was mich freut, viele gute Arbeiten deutschsprachiger Zeichner und Autoren. Sieht man bestimmt auch an meinen Seiten.

Woran arbeitest du gerade?
Stephan: An Swift. Die Serie lag lange Zeit, ich hatte das Gefühl, es wäre so vieles in ihm gesagt und gezeichnet. Aber das Feedback gerade hier auf myComics brachte mich dazu, ihn weiterzuführen. “Swift 4: HELL so SWEET” ist gerade online auf myComics.de und ich arbeite jetzt an den nächsten Teilen.



Außerdem habe ich noch ein paar andere Projekte, die sind bald soweit, dass man was zeigen kann, ... hoffe ich :-)

Wenn du dich für eine Wochen in eine Comicfigur verwandeln könntest, wer würdest du dann sein?
Stephan: Corto Maltese: Segeln, rumsitzen, Rum trinken, etwas rum philosophieren und ab und an Action, dann aber richtig – das könnte mir gut gefallen :-)
Oder Jerry Cornelius - ich mein´, die Szene ist richtig gut.

Danke für das Interview!

Der Comic-Killer ist auch in gedruckter Form erhältlich, bei BEATCOMIX.

Mehr von Stephan Probst - Skizzen, Vorbereitungen und andere Arbeiten - gibt es auf comic-killer.de, auf facebook.de/stephanprobst1 und auf myComics.de (Comic-Killer Teil 2, Swift, Helden)

Zum aktuellen Wettbewerb: Februar 2011

Weitere Interviews:
tigermuse, Jeff Chi, Sarah Burrini, Kathinka, Michael de Andrade...

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