Montag, 31. Januar 2011

Interview mit Jeff Chi ("Eckbert Fieberkraut")



Nachdem es im Comic-Wettbewerb vor allem um die Comics selbst geht, wollten wir nun nach Abschluß des Januar-Wettbewerbs wissen, wer hinter den 3 Gewinner-Charakteren "Eckbert Fieberkraut", "Aphrodyle" und dem "kleinen Comic-Killer" steckt, und haben die Teilnehmer befragt.

Zum Start gibt es das Interview mit Jeff Chi, der mit dem autobiografischen Comic "Eckbert Fieberkraut" den ersten Platz erreichte.


Woher kam die Idee zu „Eckbert Fieberkraut“?
Jeff: Den Comic erstellte ich im Dezember 2009 als ich fast 17 Jahre alt war.
Zu der Zeit ging es mir, pubertär bedingt, sehr dreckig, weil ich zum Beispiel den Alkohol ablehnte und mich deshalb auch am Wochenende oft selber isoliert habe.
Das Problem war mir irgendwann zu doof, weil ich gesehen habe, dass ich es übertreibe und mich generell vor Kontakt verstecke.
Um das zu verarbeiten, wollte ich einen Comic zeichnen.
Weil ich sowieso eher der autobiographische Typ bin, die Geschichte aber zeitloser und allgemeingültiger sein sollte, erfand ich den Charakter Eckbert Fieberkraut.
Dieser war und ist zugleich Sprechrohr als auch eine Karikatur meiner selbst.
Fertig war das ganze dann nach 2 Tagen mit Arbeitsmethoden, bei denen sich mir heute die Haare sträuben würden, aber auch Qualität, die ich so oft nicht mehr erreicht habe.

Wann hast du mit dem Comicschreiben und Zeichnen angefangen, und wie kamst du dazu?
Jeff: Wie die meisten Comiczeichner kritzele ich schon seit meiner Kindheit.
Dass Kunst im Endeffekt das ist, was ich am besten kann, erkannte ich irgendwann in der 10. Klasse mit 15 Jahren. Danach beschäftigte ich mich auch mehr mit Kunst an sich und stieß irgendwie im Internet auf die autobiographischen, modernen deutschen Comics.
(Das war übrigens das Thema meiner Facharbeit in der 12. Klasse.) Wirklich begeistert hat mich gleich am Anfang einer der wohl populärsten und qualitativ hochwertigsten jungen deutschen Zeichner, der Flix. Die Idee des Comic-Tagebuches fand ich toll.
Darauf gekommen selber aktiv Comics zu zeichnen bin ich, als ich dann Leo Leowalds Zwarwald fand, einen Blog der zeichnerisch total locker und kreativ geführt ist und dennoch inhaltlich und künstlerisch sehr viel bietet.

Das erste Comicheft, das du dir selbst gekauft hast, war:
Jeff: Mawils "Meister Lampe". Vielleicht nicht das repräsentativste Werk des Berliner Künstlers, aber auf jeden Fall das billigste für einen 16jährigen beim ersten Besuch im Comicgeschäft. Mit Flix' "Held" folgte der Grundstein meiner Sammlung und meiner eigenen Kunst.

Woran arbeitest du gerade?
Jeff: Seit drei Jahren führe ich den Comicblog "Spinken & Turmina".
Ich gebe gerne damit an, dass dies der aufwändigste Comicblog im Internet sei, da ich jeden Tag ohne Ausnahme und meistens in Farbe veröffentliche, was oftmals zwei Stunden dauert.



Natürlich stimmt das wahrscheinlich nicht, aber ich ackere mir doch schon sehr die Finger wund dafür um meinen Lesern jeden Tag etwas interessantes zu bieten.
Toll angefangen hat mein Jahr 2011 auch als mein Kollege Tim Gaedke mich dazu eingeladen hat bei der diesjährigen Ausgabe von "Jazam!", der großen Comicanthalogie mitzumachen.
Heimlich feile ich an einem ersten Printprojekt namens "Leute, die ich nicht kenne", dessen Episoden es auch hier auf mycomics.de zu lesen gibt. Das ist ein autobiographisches Projekt über die vielen Leute, die man in seinem Leben trifft und wieder vergisst.
Ich gehe das aber eher langsam an, da ich ja vor einer Woche erst 18 geworden bin. Wenn ich mit der Schule fertig bin, gucke ich mal, wie es damit weiter geht.

Wenn du dich für eine Wochen in eine Comicfigur verwandeln könntest, wer würdest du dann sein?
Jeff: Lucky Luke, der Mann, der Schneller schießt, als sein Schatten. Auch meine Generation hat noch Morris, Goscinny und Uderzo gelesen. Lucky Lukes Charakter ist toll, vor allem, seitdem er das Rauchen aufgegeben hat. Seine Lässigkeit und Bescheidenheit in Zusammenhang mit seinen übermenschlichen Schützen-Fähigkeiten ist super. Ich rede jetzt über ihn wie über eine literarische Figur von Bertold Brecht, aber er ist schon ein cooler Typ.
Wer will nicht mal lässig als "poor, lonesome Cowboy" in den Sonnenuntergang reiten.

Danke für das Interview!
+ noch ein Link: mehr von Jeff Chi auf myComics.de (Melancholy Hill, Spinken & Turmina..)

Nächste Woche folgt das Interview mit tigermuse, der mit "Aphrodyle - SF" auf Platz 2 im Wettbewerb kam.

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