Montag, 6. Dezember 2010

Interview mit Tomppa + Perrudja: "Nachts"



Nach dem spannenden Finale im November-Wettbewerb haben wir diesmal alle 3 Gewinner etwas ausführlicher interviewt. Den ersten Platz gewannen Tomppa und Perrudja mit dem Crime Noir Comic "Nachts", dessen Entstehung eine komplette Geschichte für sich ist.

Woher kam die Idee zu „Nachts“?

Tomppa: Die Idee kam einzig durch Perrudja, denn er hatte die Story bereits vor einiger Zeit als Kurzgeschichte verfasst und mir zugeschickt. Als ich sie las, war mir sofort klar, dass ich diese Geschichte zeichnen möchte. Die Noir Atmosphäre und die geheimnisvollen Charaktere hatten es mir sofort angetan.

Aber vielleicht muss ich noch etwas weiter ausholen: Perrudja und ich lernten uns im Juni auf dem Comic Salon in Erlangen kennen. Er fragte am Stand meines Verlegers THENEXTART generell nach der Bereitschaft der dort anwesenden Zeichner, für die von ihm und einigen Mitstreitern herausgegebene Literaturzeitschrift Blumenfresser einen Comic nach einer frei wählbaren Thematik zu produzieren, um diesen dann in der folgenden Ausgabe zu veröffentlichen. So kamen und blieben wir in Kontakt. Eigentlich nur als Anregung schickte er mir dann einige Wochen später seine Kurzgeschichte "Nachts", und der Rest ist Geschichte.

Leider kam es dann doch nicht zu einer Veröffentlichung im Blumenfresser, aber mir war von Anfang an klar, dass dies mein nächster User-Comic auf myComics.de sein würde. Dass wir damit am Wettbewerb teilnehmen und auch noch gewinnen würden, war aber überhaupt nicht zu erwarten und freut uns daher ganz besonders!

Perrudja: Wie schon gesagt; beim Comic-Salon in Erlangen haben wir uns kennen gelernt. Das Atmosphärische, Düstere von Tomppas „Der Engel“ hat mich sofort angesprochen.

„Nachts“ habe ich nach einer durchzechten Nacht geschrieben, nach der ich auch noch stundenlang nach Hause laufen musste, weil es keine Öffentlichen Verkehrsmittel mehr gab. Es geht um einen Alptraum, auf den man sich gegen jede Vernunft einlässt, weil Angst ein so bodenloses Gefühl ist. Ein schwieriges Thema, das davon lebt, dass das Zwielicht der nächtlichen Stadt eingefangen wird. Dafür war Tomppa genau der richtige Zeichner.


Wann habt ihr jeweils mit dem Comicschreiben und Zeichnen angefangen, und wie kamt ihr dazu?

Tomppa: Für Comics interessiere ich mich schon seit meiner Kindheit. Schon immer waren es die amerikanischen Superhelden, die es mir angetan haben. Jahrelang war ich aber reiner Konsument solcher Comics, obwohl ich schon immer gerne und viel gezeichnet habe. In 2006 nahm ich dann an einem einjährigen Comic Design Kurs der Berliner Games Academy teil, wo mich mein französischer Lehrer Emmanuel Murzeau überhaupt erst in die Lage versetzte eigene Comics in einer ansprechenden Qualität zu produzieren.

Im Rahmen dieses Kurses entstand übrigens auch meine Figur "Der Engel". Und wie sollte es anders sein, ist dies natürlich ein Superheld; allerdings ein deutscher Superheld, der in meiner Heimatstadt Berlin zu Hause ist. Auf myComics.de finden sich mittlerweile eine Engel-Kurzgeschichte, sowie Leseproben zu den beiden beim THENEXTART Verlag erschienen Heften.

Perrudja: Comiclesen beschäftigt mich schon seit einer Ewigkeit, genauso wie das Schreiben von Texten. Da ich aber nicht zeichnen kann, habe ich bislang nur davon geträumt, meine Geschichte bildlich umzusetzen. Daher war es ein richtiger Glücksfall für mich, auf Tomppa zu treffen. Es ist ja in Deutschland nicht so üblich, dass ein Zeichner mit einem Texter zusammenarbeitet. Meine Lust im Comic-Bereich weiterzumachen, ist auf jeden Fall riesengroß.


Das erste Comicheft, das ihr euch selbst gekauft hast, war:

Tomppa: Daran kann ich mich beim besten Willen nicht erinnern. Das war irgendwann in meiner frühen Kindheit und wahrscheinlich ein Spider-Man oder Superman Comic. Spider-Man war mein absoluter Lieblingsheld als Kind. Heute wäre das eher Batman oder Haunt aus dem Hause Image. Aber natürlich habe ich als Kind genauso gerne Mickey Maus, Asterix oder Fix und Foxi gelesen. Vielleicht war´s auch eins aus der Ecke.

Perrudja: Das war natürlich ein Micky Maus Heft. Wobei ich darauf geachtet habe, dass Donald, die Hauptfigur des Heftes war. Bis heute bin ich ein Donald-Fan geblieben. Die „Lustigen Taschenbücher“ habe ich als Kind gesammelt und besitze bis heute die ersten 100 Bände.


Woran arbeitet ihr gerade?

Tomppa: Zur Zeit arbeite ich am dritten Teil meiner "Engel"-Miniserie, die auf insgesamt fünf Teile angelegt ist. Neuigkeiten dazu kann man jederzeit auf meinem Tomppa-Blog oder auf meiner Facebook-Seite nachlesen. Dort sind auch schon die ersten Seiten aus dem neuen Heft gepostet (Link), und man wird erkennen, dass ich im Zuge der Arbeit an "Nachts" meinen Stil doch merklich verändert habe. Ich hoffe, den Leuten gefällt´s.

Und dann habe ich noch ein neues Gemeinschaftsprojekt ins Auge gefasst, aber dazu möchte Perrudja vielleicht Näheres sagen.

Perrudja: Ja, da unsere Zusammenarbeit so gut geklappt hat, planen wir für nächstes Jahr ein neues Projekt, etwas Großes. Die Geschichte spielt im 6. Jahrhundert am nördlichen Alpenrand. Es geht um die Landnahme der Germanen, die immer weiter in die Berge vordrängen und dabei in die Rückzugsgebiete nichtmenschlicher Wesen, die wir heute nur aus den Mythen von damals kennen. Es soll eine düstere Fantasy-Geschichte mit historischen Wurzeln werden, - wenn alles nach Plan verläuft über mehrere Alben hinweg erzählt.


Wenn ihr euch für eine Wochen in eine Comicfigur verwandeln könntest, wer würdet ihr dann sein?

Tomppa: Ich würd´s mal mit meinem "Engel" versuchen. Das wäre schon cool, wenn man tatsächlich einmal diesen dunklen Rächer über den Dächern von Berlin erspähen würde.

Perrudja: Ganz klar; - Corto Maltese. Denn seine Welt ist groß und großartig.


Danke für das Interview!

Nächste Woche folgt das Interview mit Michael de Andrade, der mit "Reinkarnat" Platz 2 im Wettbewerb erreicht hat.

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