Montag, 21. September 2009

Ein Engel über Berlin...


...oder, um präziser zu sein, in Neukölln. Aufmerksame Beobachter der Comics auf mycomics.de sind sicher auch schon über das Appetithäppchen zu "Der Engel" von Tomppa gestolpert. Zusammen mit vielen anderen Beiträgen hier ein klarer Beweis dafür, dass die deutsche Zeichnerszene alles andere als zu vernachlässigen ist. Im Gegenteil. Es tut sich was im Land und deshalb brauchen die Jungs und Mädels alle Unterstützung, die sie kriegen können, will sagen Publicity. Einen Anfang kann man schon mal am 10. Oktober in Berlin-Neukölln machen, denn dort gibt's im Café Prinz eine Vernissage zu "Der Engel". Es werden die Originalseiten aus dem ersten Teil präsentiert. Wer also Berliner ist oder sowieso in der Gegend, der kann ja mal einen Abstecher mit einplanen. Tomppas "Der Engel" ist im Zusammenhang mit einem Comic-Design-Projekt entstanden und gibt es mittlerweile auch in gedruckter Form. Für alle, die einen Blick auf die Entstehungsgeschichte und die Originalseiten werfen, bzw. vielleicht auch das ein oder andere Wörtchen mit Tomppas wechseln wollen, ist die Vernissage sicher eine gute und interessante Gelegenheit. Unterstützt unsere lokalen Eigengewächse! Die können's auch und vor allem nicht mal schlecht. Schleichwerbung saugt, googlet euch daher die Adresse des Cafés selbst :-). Die Ausstellung der Originale ist dort noch bis Ende des Jahres zu sehen.

Dienstag, 15. September 2009

Eine Zensur findet nicht statt...

…und die Erde ist eine Scheibe.
Im Mai 2009 jährte sich das Festklopfen des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland zum 60. Mal. Erinnerungen werden wach, an die kurzen aber seligen Zeiten, in denen der Artikel 5 des GG, im Gegensatz zu heute, kein aufgeblähter Kaugummi-Paragraph war, sondern schlicht und einfach freie Meinungsäußerung zum Grundrecht erklärte und Kunst generell als frei deklarierte.
Will sagen, eine Zensur findet nicht statt… und Bill Clinton hatte nie was mit Frau Lewinsky.
Neben einer zunehmenden Beschränkung der Internet-Freiheit, wirtschaftsschädigenden Einschnitten beim Verkauf von PC-/ und Konsolenspielen und weitverbreitetem Maulkorberlass für Presse und Kunst, stehen in letzter Zeit mal wieder vor allem auch die Comics im Kreuzfeuer der verkappten Zensureinrichtungen (und damit die 9. Kunst). Ein Blick in die aktuelle Bannliste der BPjM führt uns die Tatsache vor Augen, dass sich derzeit weit über 70 Comics in Deutschland auf dem Index befinden, die dazu geeignet sein sollen, Kinder und Jugendliche aus den unterschiedlichsten Gründen sozialethisch zu desorientieren. Darunter so interessante Titel wie Sailor Moon Nr. 21, Danger Girl und Kalter Krieg. Letzterer mit der an sich schon fast sensationellen Begründung, er lasse die (jugendlichen) Leser ohne hoffnungsvolle Perspektive zurück. WTF?
Manch einer mag da an skurrile Urteile aus den 1950er Jahren denken, als die BPjM gegründet wurde und schon damals gerne Comics im Visier hatte – u.a. den heute eher rührig anmutenden "Der kleine Sheriff" (Nr.12). Was folgte, ist eine lange Liste von bemerkenswerten bis merkwürdigen Entscheidungen gegen das Medium Comic.
Nun hat es vor Kurzem auch Paninis The Punisher – Garth Ennis Collection Nr. 3 erwischt. Wie aus gut unterrichteten Kreisen zu vernehmen war, umfasste der Schrieb der BPjM ganze 12 Seiten Begründung, warum der Punisher-Comic die deutsche Jugend sozialethisch desorientiert. Hauptsächlich nämlich aufgrund der expliziten Gewaltdarstellung und der Glorifizierung von Selbstjustiz. Und das bei einer Figur, die bereits seit den 1980er Jahren die Medienlandschaft munter „aufmischt“ und in deren Fall der betreffende Comic in nahezu allen EU-Nachbarländern anstandslos veröffentlich wird. Eine Zensur findet nicht statt… und Christoph Daum hat nie gekokst. Was kommt als Nächstes? Preacher? Batman: Joker? Star Wars? Keine Frage, Jugendschutz ist wichtig, doch bitte nicht auf Kosten von mündigen, erwachsenen, medienkompetenten Menschen, die selbst entscheiden wollen, was sie lesen, zocken und anschauen. Wenn sich das nicht kombinieren lässt, dann ist etwas an der aktuellen Handhabung extrem faul. Mag der eine oder andere einwenden, dass eine Indizierung doch noch längst kein Verkaufsverbot bedeutet, so sollte man doch mal festhalten, dass eine Indizierung ein generelles Werbeverbot mit sich bringt und für den betreffenden Verlag ganz schnell die Frage aufwirft: Lohnt sich das überhaupt noch, ohne dass man dem Markt mitteilen kann, dass es veröffentlicht wird? Oder - was noch schlimmer ist -, der Verlag geht dazu über, die Schere im Kopf zur Anwendung zu bringen und in vorauseilendem Gehorsam das betreffende Medium so zurechtzustutzen, dass eine Indizierung auf keinen Fall mehr droht, ergo eine freiwillige Zensur. Remember? Eine Zensur findet nicht statt… und Wolverine hat eine reale Chance gegen Lobo. Wenn es einer Behörde wie der BPjM nicht gelingt, ein System zu etablieren, das es ermöglicht, unsere offensichtlich hochgefährdete Jugend vor sozialethischer Desorientierung zu schützen, ohne das grundgesetzliche Recht der erwachsenen Bürger auf Freiheit von Kunst und Meinung mit Füßen zu treten, dann stellt sich die Frage, was sie noch von einer bloßen Zensurbehörde unterscheidet… genau… und eine solche hat in einer Demokratie bzw. einem Rechtsstaat nichts verloren!
Abgesehen von Fragen nach Existenzberechtigung gewisser Behörden, sei doch mal eben noch die Frage erlaubt, was Jugendliche sozialethisch wohl mehr desorientiert? Gewalt in Comics oder mangelnde Zukunftsaussichten, gierige Banker, körperliche Gewalt in der Familie/Schule, inkompetente Politiker und allgemein wenig rosige Aussichten für unseren Planeten in der realen Welt? Brain anyone?

Samstag, 12. September 2009

Steff Murschetz Anatomie für Helden

Mit diesem Video möchte ich Anfängern zeigen, wie einfach eine Actionfigur aufgebaut ist und sie ermutigen, Männeken zu kritzeln, wo sie gehen und stehen.
Das macht Spaß und die Hand locker.
Vergesst alles darüber, aus wie vielen Kopflängen eine Figur aufgebaut ist und an welchen Stellen, welche Muskeln sitzen und wie diese heißen. Dadurch werden Figuren nur eins: Steif wie die nutzlosen und überteuerten Gliederpuppen aus dem Kunstbedarf.
Viel rumkrakeln, die Augen offen halten und spielerisch ein Gefühl für Körper entwickeln, bringt deutlich mehr.
Ich führe diese Standards in Sandmaltechnik vor. Diese Technik benutze ich für gewöhnlich bei meinen Auftritten als Showzeichner, bei denen das Bild an eine Wand projiziert wird.
Im Grunde manipuliert man dabei Vogelsand auf einer, von unten beleuchteten Milchglasplatte mit den Fingern und verschiedenen Gegenständen, wie z.B. Schaschlikspießen, Rasierpinseln oder Nagelbürsten.
Natürlich ist das System vom Strichmännchenskelett und den aufgepappten Fladenformen, als Muskeln, auf jede beliebige Zeichentechnik übertragbar.


Dienstag, 8. September 2009

Comiczeichnen mit Steff Murschetz

In meinem ersten Comiczeichenviedeo zeige ich Euch die Entstehung einer Illustration von der Vorzeichnung bis zur Bearbeitung am Computer.
Wenn ich einen neuen Comic beginne, mache ich gerne einen Test der gewählten Techniken und des geplanten Looks.
Da "Die Pferde von Dartmoor" zu Beginn des 20ten Jahrhunderts spielt, wähle ich eine altmodische Zeichentechnik, die vorwiegend auf Graphitpulver und Graphitstiften basiert.
Hier teste ich zudem die Stempeltechnik, die eine zügige Darstellung der nebelig feuchten Vegetation der Heidelandschaft Süd-Englands, mit ihren Burgen, Spukhäusern, Friedhöfen und natürlich dem legendären Gefängnis von Dartmoor gewährleisten soll.
Der zentrale Punkt beim kolorieren am Computer, ist in diesem Fall der Filter "Beleuchtungseffekte", von mir liebevoll "das Kolorieren mit Licht" genannt.
Ein machtvolles Instrument, um einer Zeichnung Licht und Atmosphäre zu verleihen.
Probiert es aus, die Möglichkeiten sind endlos.
Da sich die Einstellungen speichern lassen, kann man für jedes Kapitel oder jeden Schauplatz einer Geschichte die entsprechenden Lichter, zur Ausleuchtung der Szenen, vorbereiten.
Man braucht diese dann nur, durch Verschieben, bei jedem Panel leicht anpassen.
Alle "Innenaufnahmen" von "Käptn Jack und die Augen meiner Schwester" sind z.B. auf diese Art koloriert.
http://www.mycomics.de/comics/graphic-novel/kaeptn-jack-und-die-augen-meiner-schwester.html
Einige wenige Ergänzungen mit dem Pinsel im Farbmodus "Farbe" runden das Ganze ab.