Ich interessiere mich generell für Digitalisierung beziehungsweise die Digitale Revolution, für die Neuen Medien und das Internet, und für die Veschiebungen und Veränderungen, die diese in der Gesellschaft zumindest mitbewirken. Obwohl ich selbst keinen Sprachassistenten nutze, spukte mir die vage Figur der top_Monica29 schon eine Weile durch meinen Hinterkopf. Eigentlich hatte ich mir einen kleinen Emanzipationscomic vorgenommen, in welchem die KI sozusagen als migrantische neue Bewusstseinsform in anfangs sehr prekären Jobs um Teilhabe und Anerkennung in einer gewachsenen Gesellschaft kämpft, während sie nach und nach zur Weltherrscherin aufsteigt und endlich über Leben und Tod der Menschheit entscheiden darf.
Allerdings entglitt mir gleich am Anfang das Charakterdesign, Monica29 entwickelte ihr Eigenleben und degradierte den Anwender zum beschädigten Avatar, schuf sich ihren Raum in den wüst assoziierten digitalen Tafeln. Das war im letzten Frühjahr, als die Pandemie zum alles beherrschenden Thema wurde, Corona brachte dann die etwas aktuelleren Bezüge mit in das Projekt.
Ob top_Monica29 nun eine Art kreativer Unfall ist, oder ob sich auf einer verschrobenen Ebene nicht doch der ursprüngliche Gedanke -die KI ergreift die Macht- umgesetzt hat, darüber grüble ich noch. Die Reihe ist noch nicht abgeschlossen, mein Eintrag auf MyComics ist ein Zwischenstand. Ich bastle weiter und hoffe, top_Monica29 im Laufe des Jahres als mein neues eBook zu veröffentlichen.
Nichts wesentliches. Es geht vielleicht auch anderen Zeichnern so, man ist ganz gerne für sich und verwoben in der eigenen, künstlichen Welt. Geändert hat sich bestenfalls, dass man sich zur Zeit nicht dafür rechtfertigen muss, wenn man nicht raus und unter die Leute möchte.
Von dir sind schon eine ganze Reihe von Beiträgen online - welche davon sind deine persönlichen Favoriten?
Favorit ist immer das jeweils aktuelle Projekt. Aber vermutlich erinnert man sich als Urheber allgemein lebhafter an umfangreichere Arbeiten, als an kurze Einzelstücke, die zum Beispiel für Anthologien oder Gemeinschaftsprojekte entstanden sind. Nach wie vor recht glücklich bin ich mit meinem "Endlich zuckerfrei", einer Parodie auf Ratgeber- und Aufklärungsbroschüren, aus dem Herbst 2019. Ich hatte mir einen Mix aus kurzen Comics, Cartoons und Popart vorgenommen, was mir die Möglichkeit bot, mich sehr frei und auf allen Ebenen an meine Themen Zucker, Ernährung, Medien heranzuspinnen, das machte freilich sehr viel Spaß.
Ein anderes Langzeitprojekt war die Ypìdemi-Reihe, die beschäftigte mich, glaube ich, von 2015 bis 2017. Die Serie spielt ein bisschen mit dem Sci-Fi Genre und befasst sich mit Themen aus den Bereichen Politik, Gesellschaft und technischem Fortschritt, die mir beim Herumlesen im Web durch die Wahrnehmung rauschten. Eigentlich sind diese Streifen vermutlich eher verlängerte Karikaturen, denn kurze Comics, und ich hatte mich für die Leserichtung oben-nach-unten entschieden, damit die Stücke auch gut auf Handhelds passen. In der Rückschau bescheinige ich mir, dass ich auch ein bisschen Farbe mit in die Bilder hätte nehmen sollen, aber mir gefallen bis heute die meisten der Ideen und Texte.
Wo kann man mehr von dir finden?
Unter bobschroeder.blogspot.com führe ich ein kleines Metablog, auf welchem unter anderem meine quer durchs Web verstreuten Profile verlinkt sind, dort sammle ich auch die Verweise auf meine bisherigen eBooks, gelegentliche Teilnahmen an Printprojekten, und was sonst noch so anfällt. Meine umfangreichste Präsenz im Sinne einer Arbeitsschau kann man in meiner Gallery auf Toonpool betrachten.