Im November 2011 hat Schlogger die ersten Seiten eines neuen Comicprojekts bei myComics hochgeladen: "Für meine Bachelorarbeit habe ich 10 Menschen befragt, wie sie mit der Zeit nach einer Trennung umgegangen sind und dies dann verillustriert. Hier sind Prolog und Geschichte 1, die restlichen Geschichten werde ich voraussichtlich wöchentlich hier hochladen:" danach - Über die Zeit nach einer Trennung - Story 1: Zweifel
In den folgenden Wochen gingen die nächsten Geschichten online, und mit jedem weiteren Teil wurde klarer, dass "Danach" das Zeug zu einer Graphic Novel hat. Im Mai war es dann offiziell, komplett mit Pressemeldung und Interview im Comicreport: "Die Graphic Novel "danach" wird diesen Herbst bei Panini Comics veröffentlicht".
Und jetzt ist es soweit: seit Montag ist "danach" im Buchhandel. Die ersten Exemplare kamen letzte Woche aus der Druckerei, und aus diesem schönen Anlass haben wir Schlogger ein paar Tage vor dem Erstverkaufstag interviewt, sozusagen "vor danach":
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Hallo, Schlogger! Hast du heute schon etwas gezeichnet? Und wenn ja, was?
Ja, das hab ich natürlich. Nachdem ich erstmal meine Zeichnung für dieses Interview beendet habe (ächm... immer alles auf den letzten Drücker), animiere ich momentan den Hauptcharakter Rufus für das Computerspiel "Chaos auf Deponia".
Ansonsten bin ich am Ideen skizzieren für den Comic Collab #12 zum Thema "15.09.2022". Der muss bis zum 15. fertig werden und ich hab bis dahin irgendwie keine Zeit mehr. Aber so ist das oft und irgendwie klappt's immer :)
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Gehirnfurz "Kaffee" |
Wann hast du gemerkt, dass du Talent zum Zeichnen hast?
Ich bin von klein auf mit Comics aufgewachsen: Mein Vater hat Asterix-Hefte gesammelt, mein Onkel Lustige Taschenbücher, mein Zahnarzt Lucky Luke. Dazu haben meine Schwester und ich so ziemlich jede Zeichentrickserie im Fernsehen (mehr oder weniger heimlich, husthust) angeschaut, da war der nächste Schritt zum eigenen Produzieren eigentlich nur konsequent.
Ich habe in meiner Kindheit Figuren nachgezeichnet und dazu eigene erfunden. So wurden z.B. meine Freunde anhand ihres Sternzeichens erstmal alle als Sailorkrieger verzeichnet.
Meine Mutter meinte immer "Irgendwann wirst Du deine eigenen Figuren und deinen eigenen Stil haben". Damals hab ich ihr das nicht geglaubt.
Mit „Danach“ hast du eine Graphic Novel in ganz eigenem Stil vorgelegt. Wie, wo und durch wen oder was lässt du dich inspirieren? Und wie entstand „Danach“?
Wie gesagt, da ist der Einfluss von unendlich vielen Zeichentrickserien und Comics. Ich habe beispielsweise bei "Ren&Stimpy" oder "Spongebob" die Gesichtsausdrücke... nun ja studiert, kann man fast sagen, die sind genial!
Mittlerweile entdecke ich auch sehr viel beim Surfen. Das geht dann ungefähr so: "Oh, die Art Äste zu zeichnen finde ich toll! Oh, der zeichnet schöne Strukturen auf Haaren! Oh, die macht aber schöne "t"'s!" Man findet überall Inspiration!
Bei "danach" wurde ich inhaltlich sehr stark von den einzelnen Geschichten angeregt:
Mir war anfangs überhaupt nicht klar, über was ich meine Bachelorarbeit machen wollte. Ich wusste nur, es sollte ein Comic sein. Flix und Mawil hatten das ja bereits mit "Held" und "Wir können ja Freunde bleiben" (beides Diplomarbeiten) vorgemacht.
Da dachte ich mir: Sowas schaffst du auch.
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aus "danach": böse Gedanken |
Nachdem dann plötzlich alle Beziehungen um mich rum -inklusive meiner eigenen- beendet wurden, hatte ich plötzlich ein Thema, das für jeden interessant ist! Und das besondere war, dass sich die Geschichten alle sehr unterschieden - obwohl es doch eigentlich immer um dasselbe ging.
Als ich dann ein erstes Interview geführt habe, sind mir die Ideen zur Umsetzung nur so in den Kopf geschossen, das fand ich so beeindruckend, dass ich einfach an der Hochschule nachgefragt und sofort losgelegt habe.
Wie schon in der Einführung zitiert stand direkt in der Info zur ersten Geschichte, dass "danach" deine Bachelorarbeit ist. Wie haben deine Professoren / Bachelorbetreuer auf die Idee reagiert, dass du deine Bachelorarbeit in Comicform erstellst? Gab es da Probleme, oder auch positive Überraschungen?
Eigentlich gab es überraschenderweise überhaupt keine Probleme.
Ich habe den Studiengang "Medien und Informationswesen" in Offenburg studiert, der aus Medieninformatik, -technik, -BWL und -gestaltung besteht. Durch diese Interdisziplinarität ergeben sich ziemlich viele Abschlussmöglichkeiten, je nach persönlicher Präferenz.
So meinte mein Dozent dann nur "Wir haben so viele Filme als Abschlussarbeiten, da können Sie ruhig auch einen Comic zeichnen." Das war schon sehr toll, denn das hatte vor mir noch keiner gemacht.
Die ersten Kapitel deiner Graphic Novel „danach“ erschienen zuerst online. Wie wichtig ist in diesem Zusammenhang das Medium Internet für dich?
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danach, Seite 1 |
Für mich persönlich war und ist das Internet sehr wichtig.
Nachdem ich "danach" abgegeben hatte - woran ich 3,5 Monate quasi jeden Tag gezeichnet hatte- war da erstmal ein großes Loch. Das musste ich irgendwie füllen. Aus einer Laune heraus hab ich dann bei Wordpress eine Seite angelegt, die ich (neben alten Werken) unbedingt mit neuem Inhalt füllen wollte:
Schlogger.de
Als ich dann noch auf Facebook aktiv wurde, habe ich so nach und nach immer mehr Zeichner online kennengelernt. Die brachten dann noch Nicht-Zeichner-Bekannte mit und so wuchs die Anzahl der Interessierten.
Am Internet weiß ich vor allem das schnelle und direkte Feedback zu schätzen; das ist zumindest für mich sehr motivierend.
Irgendwann hab ich dann beschlossen, dass ich "danach" nicht einfach untergehen lassen möchte. Nachdem mir ein paar Verlage abgesagt hatten, hab ich das erste Kapitel einfach bei myComics hochgeladen, mit dem Ziel solange jede Woche ein Kapitel hochzuladen, bis man "danach" zumindest online lesen konnte. Aber keine 4 Wochen später bekam ich plötzlich eine Mail von Panini: "Dein Comic gefällt uns extrem gut. Wir hätten Interesse an der Veröffentlichung." - Ich bin durchgedreht vor Freude!!
Gibt es für dich so etwas wie einen normalen Arbeitstag und, wenn ja, wie sieht der aus?
Zur Zeit arbeite ich ja als Freelancer bei Daedalic, das sind dann ganz normale Arbeitszeiten, und zeichne danach Abends meine eigenen Sachen.
Ich werde demnächst meinen Master machen, dann werde ich auch normal studieren und in den Pausen dazwischen zeichnen, egal wo. "danach" ist beispielsweise fast ausschließlich an Küchentischen an meinem kleinen Laptop mit dem kleinsten Wacom-Grafiktablett entstanden, da ich zu der Zeit zwischen der Wohnung meines damaligen Freundes und der meiner Eltern gependelt bin - man braucht also kein besonderes Equipment fürs sowas, nur Ideen, Ideen und Motivation. Dann läuft das schon irgendwie.
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Schlogger, fotografiert von Hannah Martin
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Abgesehen von "danach" verdiene ich tatsächlich noch überhaupt kein Geld mit meinen Comics. Dieses Jahr habe ich mich selbstständig gemacht, und bis jetzt animiert und Illustrationsjobs übernommen. Ich hoffe auf die Zukunft und bin für alles Mögliche offen!
Ansonsten verdiene ich mein Geld wie früher nebenher: Kellnern, Ghostwriten, Kinderschminken, HiWi an der Hochschule, Callcenter, Nachhilfe und bei SWR3 im Bereich Programmaktionen & Events.
Aber zeichnen muss sein!
Was sind deine aktuellen Projekte?
Dieses Wochenende werde ich am 4. InnoGame Jam mitmachen. Dort hat man 48 Stunden Zeit um ein Computerspiel zu erstellen und ich bin voraussichtlich für die 2D-Grafiken verantwortlich.
Dann sind da diverse Ideen mit Webcomickollegen: Momentan zwei Comicmagazine und (ganz jung einer spontanen Eingebung folgend) ein Animationsfilm.
Sonst zeichne ich ungefähr ein bis drei Gehirnfürze pro Woche und jeweils den Comic-Collab zum 15.
Nächstes Jahr folgt dann die Masterarbeit.
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Gehirnfurz "Steine" |
Falls dir neben dem Arbeiten und Zeichnen noch Zeit für anderes bleibt, was machst du dann am liebsten?
Ach, da bleibt eigentlich schon viel Zeit. Ich mache Blödsinn mit meinen Freunden, gehe schwimmen, lese viel, spiele Spiele, schaue mir Serien und Filme an und esse gerne.
Angenommen, du könntest eine Comicfigur sein, für wen würdest du dich entscheiden?
Son Goku (der bis Band 17, also vor Dragonball Z)! Der kann auf seiner Wolke Jindujun überall hinfliegen, ist stark, hat ein reines Herz, kann soviel essen wie er will und sieht gut aus :)
Neulich hat Comichöhle einen Podcast mit dir gemacht (hier der Link: Comichöhle 004 - Schlogger) – war das dein erster Podcast? Und wie war das, direkt live ein langes Gespräch zu führen, das dann online steht?
Das war mein erster Podcast und mein erstes Interview als Schlogger.
Mir hat das gut gefallen, ich rede aber auch gerne :)
Falls ein junger, begabter Mensch Lust verspürt, Comiczeichner zu werden, würdest du ihm eher zu- oder eher abraten?
Natürlich zuraten! Es ist einfach ein unersetzliches Gefühl, etwas zu erschaffen. Egal ob als Hobby oder - wenn alles gut läuft - hauptberuflich.
Danke für das Interview!
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Schlogger auf Signiertour
Im Herbst ist Schlogger übrigens mit "danach" auf Signiertour - die Termine im Überblick:
- Mittwoch, 26.9. in Hannover bei Comix (Goseriede 10)
- Samstag, 6.10. in Freiburg bei X für U (Rempartstr. 7)
- Samstag, 13.10. + Sonntag, 14.10 in Frankfurt auf der Buchmesse
- Samstag, 20.10. in Lörrach bei Comix time (Baslerstr. 156)
- Samstag, 3.11. in Frankfurt im T3 Terminal Entertainment
Mehr von und über Schlogger
Johanna "Schlogger" Baumann wurde 1986 am wärmsten Ort Deutschlands geboren, um später am gefühlt kältesten Ort Deutschlands bei Daedalic Entertainment Computerspiele zu animieren.
Seitdem pendelt sie zwischen Ham- und Freiburg hin und her, unentwegt Comics und Illustrationen zeichnend, welche sie liebevoll "Gehirnfürze" nennt.
Ihre Werke finden sich auf ihrer Website
www.schlogger.de sowie in diversen Magazinen (u.A. JAZAM Vol.7, Schick #5, Minipli #2) und online
bei myComics: Schlogger.
Ihre Bachelorarbeit "danach" wurde gerade bei Panini Comics veröffentlicht: "
danach - Über die Zeit nach einer Trennung", das Buch ist auch online bei
Amazon: danach.